Grüne Dilemmata: Vegan die Welt retten?




1. "World Leaders are Meat Eaters"




So unbefangen von postmodernen Skrupeln konnte die Fleischerinnung von San Francisco kurz vor dem ersten Weltkrieg für den Konsum von mehr Fleisch werben: "Die Führer der Welt sind Fleisch-Esser!" *1

Anfangs des 21.Jahrhunderts wird aber, zumindest in Deutschland, immer mehr für die entgegengesetzte Richtung geworben- der aufgeklärte Bundesbürger soll danach möglichst fleischlos leben, also am besten zum Vegetarier oder Veganer werden. Bevor wir zu den Begründungen kommen, werfen wir einen Blick auf einen prominenten Fleisch-Abstinenzler.



2. Paul und Linda und die Lämmer

Anfangs der 1970er hatte Paul McCartney, durch die Beatles-Schallplattenerfolge längst überaus wohlhabend, eine Farm in Schottland erworben. An einem der ersten Abende dort sassen er und seine Frau Linda in der Wohnküche und blickten aus dem offenen Fenster auf eine Gruppe junger Lämmer, die fröhlich auf der Wiese herumtollten. Paul und Linda waren ganz entzückt über diesen idyllischen Anblick. Dann jedoch schauten sie auf ihre Teller, wo nun ausgerechnet Lammfleisch Teil des Gerichtes war. Und nahezu zeitgleich kam beiden der Gedanke, dass man die schönen Geschöpfe nicht zu Tellergerichten degradieren sollte. Von da an verzichteten sie auf Fleisch - so zumindest geht die Erzählung *2, und selbst wenn sie nicht 100-prozentig wahr wäre, so wäre sie doch wenigstens schön erfunden.

Nicht nur wegen Paul McCartney stehe ich denen, die sich für fleischlose Ernährung entscheiden, positiv gegenüber. Es gibt ganz gewiss schlechtere Vorbilder als den Ex-Beatle. Künftig fleischlos oder vegetarisch oder vegan *3 zu leben, wird aber nicht mehr allein als persönliche Präferenz gewertet, denn in der aus der "grünen Ecke" geführten Diskussion werden meist 3 Ziele aufgeführt:


Zum Aspekt der persönlichen Gesundheit werde ich hier nichts ausführen, gerade darum, weil es sich eben um persönliche Entscheidungen (wie gesund oder ungesund man leben will) handelt. Das muss jeder für sich selbst gewichten und entscheiden.

Mit Tierwohl sind insbesondere die Haltungsbedingungen gemeint, die ja gerade in der Massentierhaltung beklagenswert sind (Stichwort "Kastenhaltung"). Nicht deckungsgleich, aber darin hineinreichend sind ethische Fragen - ob es also z.B. moralisch erlaubt sein kann, Kuhmilch oder Kuhmilchprodukte zu verzehren, obwohl doch dieselbe "eigentlich" für die jungen Kälber "gedacht" ist *4.

Die ökologischen Vorteile ergeben sich schon prinzipiell daraus, dass die "Produktion" von Fleisch naturgemäss mehr materielle Ressourcen und mehr Energie verbraucht als die von Lebensmitteln, die eher am Anfang der Nahrungskette stehen. Gern wird neben dem "CO2-Footprint" auch das klimaschädliche Methan genannt, welches ja von Wiederkäuern (Rindern) ebenfalls produziert wird.

Eine Reduktion des Fleischverbrauchs soll also, allein schon durch die Reduktion des dafür notwendigen Tierbestands, dafür sorgen, dass sowohl weniger oft gegen das Tierwohl verstossen wird als auch die Nahrungsmittelproduktion weniger ökologisch schädlich oder eben "klimaschädlich" wird. An der prinzipiellen Richtigkeit dieser These habe zumindest ich auch keine Zweifel, da gibt es ja mittlerweile mannigfache Studien gerade im Hinblick auf den ökologischen Einfluss. Die spannende Frage ist aber: Wie kommt man dahin?



3. Umerziehung

In letzter Zeit mühen sich zahlreiche Bücher, aber auch Artikel in Zeitschriften und Zeitungen darum, den Bürgern die Vorteile vegetarischer oder wenigstens fleischloser Ernährung nahezubringen. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass man mit der persönlichen Umstellung direkt und sofort etwas ökologisch sinnvolles tun könne, mithin sozusagen zum "Klimaretter" werden könne.

Nun ist der Mensch, jeder Biologe kann es bestätigen, nicht nur physiologisch ein Allesfresser, er tut sich auch sehr schwer damit, langjährige Ernährungsgewohnheiten abzulegen. Jeder, der da "bekehrend" tätig sein will, muss sich also auf deutlichen und beharrlichen Widerstand einrichten. Für einen überschaubaren Zeitraum, z.B. die nächsten 5 Jahre, dürfte der Erfolg solcher Bemühungen begrenzt sein, meine unwissenschaftliche Einschätzung lässt mich auf maximal 5-10% "Bekehrbare" tippen. Aber seien wir grosszügig und nehmen wir versuchweise einmal an, dass sich 20% der Bundesdeutschen zu vollständigem Fleischverzicht bewegen lassen. Wird das dann auch die Produktion um diese 20% sinken lassen und entsprechend das Tierwohl bessern und die Öko-Bilanz um 20% verbessern? Schon die Tatsache, dass die "Bekehrten" i.d.R. auch schon vorher zu unterdurchschnittlichen Fleisch-Konsumenten gezählt haben dürften, könnte uns da kritisch stimmen. Aber wir kommen etwas später darauf zurück.



4. Besteuerung

Nach einer intensiven und aufwändigen Kampagne haben wir, zumindest in unserem Planspiel, 20% der Bevölkerung zu Fleisch-Verzicht bewegen können. Dann bleiben aber noch 80%, deren entsprechender Konsum nahezu unverändert ist. Wenn es uns gelänge, dass diese 80% ihren Fleisch-Konsum um die Hälfte reduzieren, so würden wir zusätzlich zu den 20% aus der Umerziehungs-Gruppe weitere 40% Reduktion erzielen (also doppelt so viel wie durch die "Bekehrungs"-Methode). Wie kann man nun diese Konsum-Halbierung einleiten? Am einfachsten natürlich über den Preis, weswegen einige Grünen-Politker den Gedanken einer Fleisch-Verbrauchssteuer in die Diskussion brachten. Sicher kann man mit einer genügend hohen Steuer die Fleischnachfrage deutlich dämpfen, wahrscheinlich auch bis auf die Hälfte des bisherigen Wertes.

Aber auch in diesem Fall muss gefragt werden, ob dieser Nachfrageausfall sich auch genauso im Produktionsniveau niederschlägt.



5. Der Marktmechanismus

Obwohl auch die Politiker der Grünen oft genug von "der Wirtschaft" reden, ist doch das Verständnis z.B. für den Marktmechanismus oft unterentwickelt. Denn natürlich werden bzw. würden die unter 3. und 4. skizzierten Massnahmen immer noch in einem kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Umfeld stattfinden.

Was passiert also "am Markt", wenn wie im "Umerziehungs"-Beispiel ein Nachfrageausfall von 20% auftritt? Geringere Nachfrage bei gleichem Angebot führt, das lernen die BWL-Studenten schon im ersten Semester, zu fallenden Preisen. Möglicherweise machen also die "vorbildlichen 20%" in unserem Beispiel dem unbekehrbaren Rest durch fallende Preise sogar einen erhöhten Fleischkonsum erschwinglich. Aber auch bei stabiler Nachfrage stellt sich die Frage, an welchem Ende der Produktionskette der Preisdruck sich am stärksten bemerkbar macht. Die grossen Handelsketten wie Aldi und Lidl werden den Preisdruck an die schwächsten Partner weiterreichen, das sind in diesem Falle die (bäuerlichen) Erzeuger.

Beim zweiten Pfad, der absichtlichen Verteuerung mittels Verbrauchssteuern, gibt es sogar noch einen höheren Preisdruck auf die Erzeuger. Da eine Produktions-Konversion (Mais statt Schweinen?) nicht so einfach umzusetzen ist, die Erzeuger aber solange wie möglich Einkünfte aus der Tierproduktion aufrecht erhalten wollen, würden fallende Absatzpreise zuerst zum Versuch einer Effizienzsteigerung führen. Weitere Effizienzsteigerung bedeutet aber im Umfeld der industrialisierten Landwirtschaft letztlich weitere Einschränkungen des Tierwohls (noch dichter gepackte Stallungen, noch schnellerer Gewichtsaufbau durch "Kraftfutter" und Medikamente, etc.).

Weiter steht der deutschen Landwirtschaft nach wie vor der Weltmarkt offen, d.h. bevor es wirklich zu Reduktionen im Viehbestand kommt, wird man bestehende Exportlinien ausbauen oder neue suchen. Eine interessante Nebennachricht der letzten Skandalmeldungen aus der Fleischbranche war ja, dass Deutschland mittlerweile der grösste Fleischexporteur nach (ausgerechnet!) China ist.

Zusammengefasst ergibt sich, dass die beiden obigen Methoden ziemlich sicher das Tierwohl weiter einschränken würden, gleichzeitig es aber nicht einmal sicher ist, ob sich der Tierbestand (und damit der "ökologische Fussabdruck") im erhofften Umfang reduziert.



6. Wie könnte es funktionieren?

Wenn man nach Methoden sucht, den Fleischverbrauch deutschlandweit deutlich zu reduzieren, die nur mit rein freiwilligen Konsumeinschränkungen nicht erreichbar sein werden, kommt man tatsächlich um Änderungen am Preisgefüge nicht herum. Der Fehler an der Methode "hohe Verbrauchssteuern" ist aber, dass diese am falschen Ende ansetzt. Nicht der Verzehr, sondern die Produktion von Fleisch muss teurer werden. Und dies ist am besten durch (kontinuierlich ansteigende) gesetzliche Anforderungen an die Tierhaltung umsetzbar. Wieso sollte das deutsche Hausschwein nicht ebenso Anspruch auf mindestens 10 Quadratmeter Stall-Fläche haben wie der deutsche Schäferhund? Und einen Anspruch auf Freilandfläche kann man, am besten nach Konsultation von Tier-Verhaltensforschern, natürlich auch festlegen. Das erwünschte Tierwohl-Ziel kann natürlich nicht sofort, aber doch in klar festgelegten zeitlichen Schritten erreicht werden. Natürlich muss auch bei Aufzucht und Fütterung reglementiert werden bzw. wird ja schon teilweise, damit die Anabolika- und Antibiotika-Missbräuche unterbunden werden.

Quasi "kostenlos" wie die Dekretierung einer Verbrauchsteuer wird so ein Vorgehen nicht sein können; die Einhaltung der Vorschriften muss dann natürlich auch, und zwar hinlänglich oft, kontrolliert werden, d.h. eine Ausweitung der Stellenzahl bei den entsprechenden Behörden gehört dazu. Am Ende würde, um ausnahmsweise eine Modevokabel zu benutzen, eine "transformierte" Landwirtschaft stehen, die wesentlich weniger Tiere "umsetzt". So wird ein Betrieb, der bisher durchschnittlich 1000 Schweine hielt, dann zukünftig vielleicht nur noch 100 Tiere halten können, das Fleisch wird entsprechend teurer werden.

Weiter wird man der Umgehung dieser Zielvorgaben durch Import von billigem "Auslands"-Fleisch durch den (Gross-)Handel einen Riegel vorschieben müssen, am besten durch Schutzzölle, die Importfleisch preislich unattraktiv machen. Auch hier muss man für Durchsetzungsfähigkeit sorgen, also z.B. die Zollbehörden personell verstärken.

Alll dies sind Massnahmen, die sich mit den ganz konventionellen Mitteln eines Staates umsetzen lassen und teilweise ja in der Vergangenheit auch so angewandt wurden. Und meine Einschätzung wäre, dass eine demnächst ja vielleicht sogar "grün" geführte Bundesregierung eine relativ breite gesellschaftliche Unterstützung für einen solchen Kurs in diesem Lande aktivieren könnte, denn die Mehrzahl der Bürger scheinen ja durchaus auch "Opfer" für eine ökologische Umsteuerung erbringen zu wollen. *5



7. Aber nur ohne die EU !

Am Ende dieses politischen Prozesses würde also eine gewandelte ("transformierte") deutsche Landwirtschaft stehen, deren Haupt-Zielrichtung nicht mehr in maximaler Effizienzsteigerung ("Ertragssteigerung") liegt, sondern die der oekonomistischen Profitmaximierungsideologie andere Werte entgegensetzt (Tier- und letztendlich Menschenwohl). Nur hat dieser letzlich auch zur Re-Regionalisierung beitragende Ansatz automatisch einen gewichtigen Feind, nämlich die Europäische Union. Von den EU-"Harmonisierungszielen" abweichende gesetzliche Vorgaben und gar die Errichtung "innergemeinschaftlicher" Handelshemmnisse wie Schutzzölle können von der EU mit Ihrer Verpflichtung auf die 4 kapitalistischen "Grundfreiheiten" *6 nur abgelehnt werden.

Eine Bundesregierung, die dennoch den skizzierten agrarpolitischen Weg einschlagen würde, hätte also wahrscheinlich mit einem seitens der EU-Kommission eingeleiteten "Vertragsverletzungsverfahren" zu rechnen. Einer Partei, die wie die Grünen den letzten Europa-Wahlkampf unter dem Motto "Kommt, wir bauen das neue Europa!" führte, dürfte ein solcher Konfrontationskurs natürlich schwerfallen. Andererseits ist die BRD durchaus erprobt in solchen Verfahren, allein im letzten Jahr waren über 50 solcher Verfahren anhängig *7. Diese Verfahren werden in den deutschen Medien kaum thematisiert, ebenso wie das Thema mit der grössten Spaltungswirkung für die EU-Gemeinschaft, nämlich die permanent hohen Aussenhandelsüberschüsse der BRD.

Einerlei - wie schlimm könnte so eine Konfrontation ausgehen? Da die EU-Kommission (noch) keine eigene Polizei *8 und kein eigenes Militär hat, hat sie eigentlich kaum Machtmittel, um einen wie immer gearteten Gegen-Beschluss auch durchzusetzen. Im Gegensatz zu den jüngeren EU-Mitgliedern, die immer noch am Tropf sogenannter EU-"Eingliederungsmittel" hängen, gibt es auch kaum finanzielle Druckmittel seitens der EU. Gewiss könnte der EuGH eine saftige Vertragsstrafe verhängen, aber auch dort stellt sich wieder die Frage: Wer sollte diese eintreiben?

Allerdings würde sich dann dringlicher denn je die Frage nach der eigentlichen Zielsetzung der EU stellen, eine Debatte, die natürlich spätestens seit dem BREXIT überfällig ist, aber von den Politik-Eliten wie eine heisse Kartoffel fortgeschoben wird.



8. Haltung und Handlung

Wer beobachtet hat, wie rasch die Grünen auch durchaus vernünftige Ideen wie etwa die Einführung eines vegetarischen Pflicht-Tages in öffentlichen Kantinen beiseite schieben, wenn auch nur etwas Gegenwind aus den Verbänden kommt, muss freilich bezüglich der eventuellen Umsetzung des skizzierten Programms starke Zweifel haben. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Grünen so etwas öffentlich "umarmen", aber gleich darauf verweisen, dass man das "nur im Rahmen der EU" machen könne. Damit wäre das Thema politisch schadlos neutralisiert, denn dass sich die 27 Staaten der EU jemals auf so eine Politik einigen könnten ist so wahrscheinlich wie Schneefall in der Sahara.

Überhaupt ist ja die aktuelle "Promotung" von vegetarischen bzw. veganen Ernährungsweisen ganz auf das Individuum abgestellt: "Ändere DU dich selbst, werde vegan, rette das Klima!". Die drängendere Frage, wie wir als Gesellschaft mehr Tierwohl und ökologischere Ernährung sicherstellen können, tritt dadurch in den Hintergrund. Freilich liegt das durchaus auf der aktuellen Linie der Grünen Partei, die ganz auf "Haltung" oder "Gesinnung" statt auf kollektive Handlungen setzt. Für die Follower des "grünen Lifestyle-Projekts" ergibt sich mit dem Thema die Möglichkeit, ein weiteres Distinktionsmerkmal zu erwerben: "ICH lebe ja vegan, die anderen sind Hamburger-mampfende Idioten!"

Bitte nicht missverstehen: Die Entscheidung, künftig fleischlos oder vegetarisch oder vegan zu leben, ist natürlich aller Ehren wert und ist allemal ein Schritt in die richtige Richtung. Aber selbst diejenigen, die "alles" für politisch erklären, müssen zugeben, dass die politisch/ökologische Reichweite solcher Entschlüsse sehr begrenzt ist, selbst wenn man einen gewissen "Vorbild-Effekt" annehmen will.



9. Ethische Nachgedanken

Zur ethischen (oder religiösen?) Frage, ob man als Mensch überhaupt Tiere essen dürfe, wage ich als Laie keine Antwort zu geben. Drei Gedanken dazu möchte ich aber einbringen:

a) Unser Ideal einer "guten" Tierhaltung, welches sich ja am Beispiel der fröhlich herumtollenden Lämmer auf Paul McCartneys Farm festmachen liesse, hat mit der Realität der freien Wildbahn nur wenig zu tun. Die allermeisten Wildtiere sterben nicht an Altersschwäche, sondern werden von anderen Tieren gefressen. Das kann auch durchaus sehr grausam aussehen, ich erinnere mich etwa an eine Wildtier-Doku im Fernsehen, wo eine Gnu-Herde einen Fluss durchwatete und viele der Gnus dabei von Krokodilen erbeutet wurden. So gesehen sterben die Tiere auch in freier Wildbahn i.d.R. "von artfremder Hand" und dienen als Futter für andere Tiere.

b) Wenn ich mich richtig an einen Artikel des US-Authors Jonathan Safran Froer *9 in der ZEIT erinnere, hatte dieser einen ähnlichen Gedanken, als er für ein Buch nach ökologisch möglichst vorbildhaften Farmen in den USA recherchierte. Da stand er also inmitten einer Schar fröhlich pickender Hühner, nach besten Erkenntnissen der Tierverhaltensforschung aufgezogen und mit reichlich Fläche, Luft und Sonne versehen. Und ihm kam der Gedanke, dass alle diese Tiere überhaupt nicht einmal existieren würden, wenn es nicht irgendwo menschlichen Bedarf nach ihren Produkten und letzlich ihrem Fleisch geben würde.

c) Das ganze Drama um Massentierhaltung, Überzüchtung und ökologischer Schädigung des Planeten wäre keines, wenn nicht das Tier "Mensch" so überaus erfolgreich alle Kontinente besiedelt und sich dabei über alle Massen vermehrt hätte. Eine Weltbevölkerung von rund 1 Milliarde Menschen, wie sie etwa Anfang des 19. Jahrhunderts gegeben war, könnte vermutlich ohne grosse Anstrengungen in "ökologischer Harmonie" auf der Erde leben. Für die über 7 Milliarden, die heute existieren, ist die Erde wohl zu klein - zumindest, wenn auch die Bevölkerungen ehemaliger "Entwicklungsländer" den verständlichen Anspruch haben, einen materiellen Lebensstandard wie die "alten" Industrieländer zu erreichen. Interessanterweise ist das Thema "Bevölkerungsexplosion" oder eben Überbevölkerung, in den 1970er und 1980er Jahren noch in aller Munde, nahezu vollkommen von der medialen Bühne verschwunden.

(Juli 2021)



*1 Interessant ist auch, dass die USA vor 1914 zwar schon eine bedeutende Regionalmacht, aber durchaus keine Weltmacht waren. Diesen Status "eroberten" sich die USA erst durch die Teilnahme an den Weltkriegen. Ob es am Fleischkonsum lag? Jedenfalls war die so überaus fleischlastige heutige US-Esskultur - von Hot-Dog über Hamburger bis Barbecue - vor 1914 noch nicht "erfunden".

*2 Nacherzählt nach https://aretheyvegan.com/paulmccartney/

*3 Für diesen Text sind die Unterschiede zwischen diesen Ernährungsarten nicht erheblich.

*4 Wer immer das Euter der "Ur-Kuh" sozusagen "erfunden" hat, ob nun Mutter Natur, Gott der Herr oder die Darwin'sche Evolution - ganz sicher ging es dabei nur um die Ernährung des Kälbchens. Andererseits könnte ein heutiges Kälbchen die Milchmengen, die eine deutsche Hochleistungs-Milchkuh mittlerweile liefert, gar nicht verwerten. Insofern ist die Formel "die Milch dem Kälbchen lassen" durch die Entwicklung der industriellen Landwirtschaft letztlich schon ad absurdum geführt.

*5 Zur sozialen Absicherung eines solchen Verteuerungs-Kurses würde selbstverständlich gehören, dass man den Lebensstandard der ärmsten Mitbürger durch entsprechende Anpassungen (z.B. Erhöhung der Hartz-4-Sätze) sichert. Ansonsten könnte man leicht (und zu Recht!) mit Protesten in der Art der "Gelbwesten" in Frankreich konfrontiert werden.

*6 Diese 4 "Grundfreiheiten" der EU sind: Dienstleistungsverkehrsfreiheit, Kapitalverkehrsfreiheit, Personenverkehrsfreiheit, Warenverkehrsfreiheit.

*7 Quelle: https://www.spiegel.de/

*8 Die sogenannte FRONTEX stellt zwar sicherlich in den Augen der EU-Bürokraten den "Nukleus" einer künftigen EU-eigenen Polizeitruppe dar, ist aber im momentanen Organisationszustand wohl kaum zur Auflösung innergemeinschaftlicher Konflikte einsetzbar.

*9 siehe auch: Jonathan Safran Foer, "Tiere essen" (englisch "Eating Animals")


www.truthorconsequences.de