Über diese Website

"Truth or Consequences" (oder "ToC") war ursprünglich gedacht als ein Beitrag zur Bundestagswahl 2013 und sollte daran erinnern, dass Lügen im politischen Bereich zwar allgegenwärtig sind, aber eben auch nicht ohne Konsequenzen bleiben sollten. Nun ist es mehr eine Sammlung von Stellungnahmen zu verschiedenen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen geworden.

Ist "ToC" das, was man neuzeitlich einen "Blog" nennt ? Nach meinem Verständnis eher nicht, denn als "Logbuch" im Web - weBLOGbook - ist es nicht gedacht - schon weil der Autor nicht täglich daran arbeiten kann.

Auch ist nicht geplant, dies zu einem Forum zu machen, wenngleich Kommentare durchaus erwünscht sind.

Nun wird "ToC" nicht die Welt verändern, wahrscheinlich auch kaum nennenswerte Leserschaft finden. Aber zumindest für den Autor dieser Zeilen ist es nützlich, denn beim Schreiben über etwas ist man gezwungen, die Gedanken zu ordnen und sich selbst Zusammenhänge klarzumachen.

Mittlerweile (Oktober 2016) hat sich auch eine vorherrschende Textmethode herausgebildet: Der Versuch, aktuelle Ereignisse mit historischen Vorgängen in Beziehung zu setzen - oder, emphatischer formuliert: Der Versuch, aus Geschichte zu lernen.

Eine Website, die die Wahrheit im Titel führt, muss natürlich auch erläutern, wie dieser Begriff aufgefasst wird.



Was also ist die "Wahrheit" ?



Vor 400 Jahren war die Frage, was denn der rechte, "wahre" Glaube sei, mindestens der Vorwand für ein jahrzehntelanges Gemetzel, welches wir heute den 30-jährigen Krieg nennen. Am Ende war diese Frage ungelöst, es standen sich nach wie vor katholische und "lutherische" Glaubensanhänger gegenüber. In der Religion oder besser im Vergleich von Religionen ist die Frage nach der Wahrheit müssig; jede für sich erachtet sich als die "wahre", aber ein erträgliches Auskommen von Anhängern verschiedener Religionen in einem Land oder einer Region ist nur möglich, wenn Religionsfreiheit oder mindestens Religionstoleranz allgemein akzeptiert ist.

In der Naturwissenschaft ist die Wahrheit klarer definiert: demnach ist eine Lehre "wahr", wenn sie die bekannten Naturphänomene Ihres Bereichs richtig erklärt und in sich logisch widerspruchsfrei ist. Allerdings hat die Wissenschaft die ungemütliche Angewohnheit, regelmässig alte Theorien (=Wahrheiten) durch neue Theorien zu ersetzen - nämlich immer dann, wenn neu gefundene Naturphänomene von der "alten" Theorie nicht mehr erklärt werden können. So hat denn das Atom innerhalb weniger Jahrzehnte eine bemerkenswerte "Entwicklung" hinter sich gebracht - erst vom weiter unteilbaren (a-tomos) kleinsten Bestandteil aller Materie zu einem aus 3 wohldefinierten Elementarteilchen (Proton, Neutron, Elektron) zusammengesetzten Wesen. Dabei haben sich die Elektronen zunächst auf wohldefinierten Schalen bewegt, um sich später doch lieber in ausgefransten Wolken und schliesslich gar nur in Wahrscheinlichkeitsräumen aufzuhalten. Und auch die "Dreifaltigkeit" Proton-Neutron-Elektron musste immer weiter ausdifferenzierten kleineren Elementarteilchen weichen. Dem Wissenschaftler ist dabei nicht unwohl, ja es ist geradezu seine Aufgabe, immer neue Eigenschaften der Natur zu entdecken, zu erklären und dabei "alte Wahrheiten" aus dem Weg zu räumen.

Wenn etwa der physikalische Laie fragt, warum das Licht sich denn in Dutzenden von Experimenten so wundervoll als Welle präsentiert, aber in dem Moment, wenn es auf eine Selen-Plättchen trifft, sich scheinbar ebenso eindeutig als Partikel geriert und Elektronen "herausschlägt" (der berühmte Welle-Korpuskel-Dualismus), dann ist die Replik des Wissenschaftlers, dass eben die Frage falsch gestellt sei. Licht "sei" eben nicht das eine oder das andere, sondern Welle und Korpuskel sind zwei (aus dem makroskopischen Bereich stammende) Begrifflichkeiten, mit denen wir Licht beschreiben können.

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Insofern sich die Sozialwissenschaften als Wissenschaften verstehen, werden sie die obengenannte Methode von Falsifikation und Verifikation sicher anerkennen.

Aber es ist nicht ohne Grund gewesen, dass Alfred Nobel seine berühmten Preise nur für drei Naturwissenschaften und nicht für irgendeine Sozialwissenschaft ausgeschrieben hat (der sogenannte "Wirtschaftsnobelpreis" ist eine geschickte PR-Erfindung der schwedischen Reichsbank). Denn letztendlich beschreiben alle Sozialwissenschaften das Verhalten von Menschen. Und Menschen werden zwar oft, gerade in grossen Gruppen, ein "voraussehbares" Verhalten zeigen - aber sie können es auch sehr schnell "ablegen" und ein gänzlich anderes Verhalten an den Tag legen.

Nehmen wir als Beispiel das Abheben von Bargeld am Geldautomaten. Sicherlich haben die grossen Banken aus den über Jahren gesammelten Daten einen recht guten Eindruck, an welchen Tagen von wie vielen Kunden welche Beträge abgehoben werden. Und diese "Theorie" nutzen sie selbstverständlich auch, um z.B. sinnvolle Bestückungspläne für die Automaten zu erstellen. Würde aber ein Gerücht über die bevorstehende Schliessung von dieser oder jener Bank "umgehen", dann wären alle diese Pläne Makulatur.

Manch einer wird fragen, welche Kompetenz denn der Autor dieser Zeilen hat, sich nun gerade zu wirtschaftlichen Themen so pointiert zu äussern. Tatsächlich kann ich weder Studium noch spezifisch kaufmännische Berufspraxis vorweisen. Trotzdem kann aber auch ein Laie zu gültigen Schlüssen kommen. Wieder ein Beispiel: Der Vorgang "Licht einschalten" kann natürlich ganz umfassend physikalisch beschrieben werden - von den mechanischen Regeln, denen die Schaltkontakte unterliegen, über die Widerstandswerte der verschiedenen Metalle bis zu den unterschiedlichen Lichtspektren, die verschiedene Leuchtmittel nach Anlegen der Spannung emittieren. Nur die wenigsten Laien werden alle diese Vorgänge komplett und richtig darlegen können. Aber wenn der Lichtschalter beim Einschalten knallt und die Lampe daraufhin dunkel bleibt, kann auch der Laie mit hoher Gewissheit behaupten: "da ist der Schalter oder die Lampe kaputt".

Wenn also der Autor auf diesen Seiten die Begriffe "Wahrheit", "wahr" oder "Lüge" benutzt, so ist das zunächst nur seine subjektive Meinung. Ich werde mich aber bemühen, nach Möglichkeit immer Fakten oder logische Argumente zu präsentieren, die, wenn sie denn nachvollzogen werden können, den Anspruch "Wahrheit" untermauern. Und weiter werde ich, ganz im Sinne der obengenannten Falsifikations- und Verifikations-Methode, dargebrachte Gegenargumente zum Anlass nehmen, meine eigenen Thesen zu überprüfen und, wenn nötig, zu ändern oder gar zu widerrufen.

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Wem diese Ausführungen zu umständlich erscheinen, dem kann ich noch diesen Dialog aus einer populären Fernsehserie andienen:

Q: "Sag 'mal, Sheldon, hast du zu Allem eine Meinung ?"

A: "Ja, Howard."

Q: "Und du meinst, dass du immer recht hast ?"

A: "Ich meine es nicht, Howard - ich weiss es."



Freiburg, im März 2015 (mit Ergänzung Oktober 2016)