Die Uranohren - oder warum Greta und Donald am Lockdown schuld sind



1. Die Uranohren

Im Jahre 1964 erscheint ein kleines Büchlein des polnischen Autors Stanislaw Lem (1921-2006) mit dem deutschen Titel "Robotermärchen". Die 13 darin versammelten "Märchen" sind schwierig einzuordnen - spielen sie nun in einer ungeahnten Zukunft oder einer längst vergessenen Vergangenheit? Jedenfalls leben die Protagonisten dieser Geschichten auf weit entfernten Planeten unter weit entfernten Sonnen und sind eben Roboter. Allerdings sind es Roboter, deren Lebensumstände uns recht vertraut vorkommen. Solange kein Exemplar der besonders heimtückischen Gattung "Homo Anthrobus Bleichlingus" ihr System heimsucht, leben sie recht vergnügt dahin und widmen sich z.B. allerlei Intrigenspielen ("Die Räte des Königs Hydrops") oder fallen manchmal erotischen Verirrungen zum Opfer ("Zifferotikon"). Kurz, es handelt sich um Roboter "wie Du und ich".

Die Bewohner des Planeten Akturia, die Palatiniden, jedoch sind zunehmend unzufrieden. Denn obwohl ihr Planet keinen Mangel an Schwer- und Edelmetallen kennt und sie diesen Reichtum auch für Ihre eigenen Wesenheiten nutzen, leiden sie doch unter der Herrschaft ihres grausamen Königs Archithor. Manch einer hegt gar rebellische Gedanken, doch bevor daraus offene Rebellion werden kann, setzt der König einen perfiden Plan um. Alle Untertanen werden verpflichtet, sich alsbald in der königlichen Blechnerei neue Körper- und Rüstungsteile anbringen zu lassen. Wie sich herausstellt, ist alles aus Uranblech verfertigt, und die höchste Uran-Dichte haben die neuen Ohren - die Uranohren.

Der Hintergedanke des Herrschers offenbart sich schnell, denn sobald nun drei oder mehr Palatiniden die Köpfe zusammenstecken, um rebellische Gedanken auszutauschen, wird die kritische Masse überschritten und eine grosse Detonation fegt Verschwörung samt Verschwörern hinfort. So sichert sich Archithor seine Herrschaft. Seine Untertanen aber ziehen angesichts der kernphysikalisch erzwungenen Kontaktbeschränkung immer vereinsamter über die Akturia. Wie es sich aber für ein Märchen gehört, stösst am Ende doch ein Retter zu den Leidgeplagten, und wird … - aber da möchte ich dem zukünftigen Leser die Spannung nicht verderben und verweise auf Lektüre des Buches (ISBN 978-3-518-46136-5).



2. Die Herrscher der Welt

Eine Weltregierung, obwohl oft erträumt, gibt es offenkundig immer noch nicht. Es gibt aber schon Treffen und Zirkel, wo sich sehr mächtige, sehr einflussreiche und oft sehr reiche Männer (und auch Frauen) treffen, ihre Gedanken austauschen und sich von wissenschaftlichen oder technischen Zuträgern Entwürfe für eine Welt nach ihren Wünschen vortragen lassen. Unter anderem sind dies das "World Economic Forum" in Davos, die sogenannten Bilderberg-Treffen, die Montpelerin-Society oder das Atlantic Council. Und aus den veröffentlichten Statements und Dokumenten kann man schliessen, dass sich die jeweiligen Top-Leute sehr wohl zutrauen, die Geschicke der Welt "erfolgreich" gestalten zu können.

In diese Kreise gehören natürlich die üblicherweise genannten "mächtigen politischen Führer" (also etwa der US-Präsident oder der britische Premierminister), aber wirklich den Ton angeben tun dabei die Superreichen und die Vertreter der Superkonzerne. Letztere waren früher noch meist in klassischen Industrien tätig, aber seit der Super-Finanzialisierung und der umfassenden Digitalisierung rücken dabei Banken und "Tech"-Konzerne immer mehr in den Vordergrund. Eine gewiss heterogene, aber durch gemeinsame Ziele und und zunehmend "post-national" erfolgte Sozialisierung schon recht einheitlich agierende Elite also. Leute, die sich gerne scherzhaft "Masters of the Universe" nennen, aber dabei zumindest halb überzeugt sind, dass sie es auch sind bzw. sein sollten.

Nicht unwichtig ist dabei auch, dass diese "Elite" zwar manchmal überraschend einfältige Gedanken ("der totalinforierte Marktteilnehmer") propagiert, aber eben über seine Institute und Think-Tanks an recht präzise Informationen über den "ist"-Zustand der Welt gelangt.



3. Keine Verschwörungstheorie

Meine Kanzlerin hat ja schon oft, etwa in ihrer letzten Neujahrsansprache, vor Verschwörungstheorien gewarnt: "Verschwörungstheorien sind nicht nur unwahr und gefährlich..." *1

Etwas mehr Glaubhaftigkeit hätte dieser Satz bei mir erlangt, wenn nicht die Kanzlerin selbst in den Sommermonaten des letzten Jahres voller Inbrunst eine geradezu klassische Verschwörungstheorie verbreitet hätte: Nach dieser Theorie soll der unschuldige Herr Nawalny von bösen Verschwörern "im Kreml" oder gar direkt auf Veranlassung des "bösen Russen-Herrschers" Putin mit dem "russischten aller Nervengifte" *2 fast zu Tode gebracht worden sein. Wie es bei solcherart Theorien meist der Fall ist, wurden auch hier den Anschuldigungen keine belastbaren Belege oder gar Beweise nachgereicht (siehe dazu auch meine entsprechenden Texte hier und hier).

Trotzdem - die nachfolgenden Ausführungen sollen dem Merkel-Diktum gemäss wirklich keine "Verschwörungstheorie" sein.



4. 2019 - Gretas Jahr

Die Jahre nach dem Kollaps des sogenannten "Ostblocks" oder der "realsozialistisch" genannten Länder waren für die obengenannten Eliten eine sehr angenehme Zeit. Die frühere "Systemkonkurrenz" war durch den Wegfall des Konkurrenten beendet, nun ging es nur noch darum, die dadurch für das westlich-kapitalistische "Erfolgsmodell" erschlossenen Gebiete endgültig nach dem eigenen Weltbild zu formen (und auszubeuten). Auch hatte man das System der Massenmanipulation soweit verfeinert, dass man nahezu immer sicherstellen konnte, dass "systemkonforme", "marktfreundliche" Regierungen an die Macht kamen *3. Und die ehemals sozialdemokratisch oder gar sozialistisch ausgerichteten Parteien etwa Europas hatten sich einem Umgestaltungsprozess unterworfen, der die meisten davon zu treuen Verfechtern dieses Oekonomismus machen sollte.

Das Jahr 2019 war insofern eine Überraschung, als in vielen "westlichen" Ländern die eigentlich schon komplett ruhiggestellte Jugend unerwarteterweise wieder in grosser Zahl unter dem Motto "Fridays for Future" auf die Strasse zog. Lag es an der Teenager-Gallionsfigur Greta Thunberg oder dem sehr emotionalisierten Ansatz ("das Klima retten")? Zwar gelang es, auch diese Bewegung wieder "einzuhegen" - sei es durch das gefürchtete "verbale Tätscheln" der Kanzlerin, oder aber durch ostentative (scheinbare) Solidarisierung (dem kanadischen Premier Justin Trudeau gelang das Kunststück, sich höchstpersönlich unter die Protestler zu reihen und damit quasi gegen sich selbst zu demonstrieren!). Es blieb jedoch eine Verunsicherung: Was, wenn sich die Jugend demnächst für andere Themen begeistern liesse, die direkt oder mittelbar dann zur Machtfrage führen könnten?



5. 2016 -Donalds Jahr

Wenn 2019 "Gretas Jahr" war, dann war 2016 unzweifelhaft "Donalds Jahr". Dabei hatten die US-Eliten den richtigen Kandidaten bzw. die richtige Kandidatin für das Amt des US-Präsidenten schon ausgewählt: Hillary Clinton, von allen "Jugendsünden" wie ihrer Unterstützung einer allgemeinen Krankenversicherung längst "geheilt" und in Ihrer Zeit als US-Aussenministerin unter Obama als linientreue Verfechterin des US-Interventionismus ausgewiesen.

Den Nachweis, künftig das Präsidentenamt ganz im Sinne der Geld- und Machteliten ausüben zu wollen, hatte sie also schon erbracht. Allerdings gab es bei ihr einen peinlichen Mangel an "Charisma", jener schwer definierbaren und wohl noch schwerer erwerbbaren Eigenschaft, Menschen spontan für sich eingenommen zu machen. Wo Ronald Reagan selbst treue DEM-Anhänger im direkten Gespräch zum (wenigstens kurzfristigen) REP-Wähler *4 machen konnte, blieb Mrs. Clinton trotz aller "Focus"-Groups und hochprofilierten PR blass. Benötigt wurde ein Gegenkandidat, der medial so zum Abziehbild alles Bösen stilisiert werden konnte, dass "Hillary" umso strahlender erscheinen konnte.

Das war die Stunde des Donald Trump, bis dahin nur ein weiterer aus der zahlreichen Riege von profilierungssüchtigen US-Super-Reichen, die sich zum Lebensende noch einmal einen Platz im Rampenlicht der politischen Bühne erkaufen wollen. Aber irgendwann kippte das Spiel, dem Immobilientycoon und TV-Star gelang es, sich vom aufgebauten Image des bösen Kaspers zu befreien und stattdessen insbesondere die frustrierten Wähler der ehemaligen Mittelschicht anzusprechen. Sein "MAGA"-Slogan ("make America great again") war zwar schamlos von Reagan abgekupfert, aber auch seine sonstigen Verprechen - eine Mauer gegen Einwanderer aus Mexiko, das "bring back the troops", Beendigung des fruchtlosen Konfrontationkurses gegenüber Russland - erwiesen sich als überraschend populär.

Das Ergebnis ist bekannt - Donald Trump gewann die Wahl knapp, aber deutlich genug. Aber damit begannen die Probleme für den verwöhnten Milliardär erst. Schon die Bestätigung der wichtigsten Regierungsposten gestaltete sich ungemein schwierig *5, manche Posten konnten erst Monate nach der Amtseinführung besetzt werden *6. Und medial waren die folgenden 4 Jahre ein beständiger Kampf gegen die grössten Sender und die grössten Zeitungen.

Für die bis dahin so erfolgsgewohnten US-Geld- und Machteliten war aber das Trump-Phänomen, obwohl man es doch mit einem ungeheuren Aufwand an PR und Medienbeeinflussung "einzuhegen" suchte, dennoch ein Schock. Nach vier Jahren zähen Kampfes hat man nun mit Biden/Harris zwar wieder ein "vertrauenswürdiges" Team im weissen Haus, aber wie kann man einen ähnlichen "Unfall" wie Trump zukünftig sicher verhindern? Das waren und sind ernste Fragen für den "Deep State" (den übrigens Donald Trump als erster Präsident auch so zu nennen wagte), und man kann davon ausgehen, dass zwischenzeitlich viel teure Think-Tank- und Consulting-Arbeit in die Erarbeitung von Gegenmassnahmen geflossen ist.



6. Kollaboration 1940

Frankreich wurde 1940 nach einer monetelangen Periode fast ohne Kampfhandlungen ("drole de guerre") dann innerhalb von Wochen von der deutschen Wehrmacht militärisch besiegt (und jener Sieg gegen den Angstgegner von 1914-18 verschaffte dem Diktator Hitler dann in Deutschland den Nimbus des militärischen Genies). Für Volk und Führung des besiegten Frankreichs ging es nun darum, wie es weitergehen sollte unter der unausweichlichen Oberherrschaft des selbsterkärten deutschen "Herrenvolks".

Sollte man offen, vielleicht in der Form eines kleinen Reststaates, Widerstand leisten (übrigens ein Konzept, welches die Schweizer Armee für den Fall eines deutschen Angriffs unter dem Namen "Reduit" offen propagierte), oder aber das Unvermeidliche im Rahmen einer losen, nicht genau definierten Zusammenarbeit mit den Besatzern in der Härte zu lindern versuchen? Sollte man den Widerstand in einen geheimen Untergrund verlegen (rasch als "Resistance" bekannt), oder eher in den noch nicht besetzten aussereuropäischen Kolonien organisieren? Bis auf das "Reduit" wurden alle Konzepte in irgendeiner Form angegangen, den grössten Umfang bekam allerdings die dann "collaboration" genannte Option. Zur Titelfigur wurde der hochgeachtete Marschall aus dem ersten Weltkrieg, Philippe Petain. Er wurde zum "chef" des "Etat Francais" genannten Reststaates, der aus den nicht direkt besetzten Gebieten hauptsächlich im Süden sowie den meisten Kolonien bestand.

Konkret konnte "collaboration" sehr unterschiedliches bedeuten: Ein kleiner Ladenbesitzer mochte den vorbeimarschierenden Wehrmachtsoldaten den Hitlergruss entbieten - so wie auch einige "flics" (Polizisten) im besetzten Paris - aber ansonsten nichts mit den Besatzern zu tun haben wollen. Andere arbeiteten mürrisch, aber pflichtgetreu in den oft wieder ausgelasteten Fabriken - wo nicht wenig Rüstungsgut für Wehrmacht und Kriegsmarine hergestellt wurde. Am gewissenlosesten waren wohl jene, die z.B. ihre jüdischen Nachbarn an die Gestapo verrieten, etwa an den als "Schlächter von Lyon" berüchtigten Klaus Barbie.

Die wichtigste Kollaboration leistete der auch als Vichy-Regime bekannte französische Rest-Staat allein schon durch seine Existenz als eben Nicht-Kombattant (neben seinen konkreten Zuarbeiten für den Nazi-Staat). Kein Wunder, dass die, die entweder in der Untergrund-Resistance oder offen in den Verbänden des "Freien Frankreichs" weiter gegen Nazi-Deutschland kämpften, nur Verachtung für die Kollaborateure empfanden.

Nach der Befreiung Frankreichs 1945 hatte der neue/alte Staat - wie alle kriegsverwüsteten europäischen Staaten - jede Menge sehr konkreter Probleme: Wohnungsnot, Re-Patriierung von Soldaten und Zwangsarbeitern, Wiederaufbau von Eisenbahnen und Strassen, Seuchenbekämpfung und vieles mehr. Mehr als in anderen Staaten aber waren die Kollaborateure ein Problem: Wie mit ihnen umgehen? Leider mussten wie so oft die Frauen mit am härtesten leiden - die, die sich z.B. amourös mit einem deutschen Soldaten eingelassen hatten, wurden nun oft öffentlich geschoren und im Spiessrutenlauf durch die Strassen und Gassen getrieben.

Die Mitglieder der Vichy-Regierung wurden in Gerichtsverfahren meist zu Haftstrafen verurteilt - auch Marschall Petain. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der nun greise Militär in Festungshaft auf einer kleinen Atlantikinsel, wo er 1951 verstarb.

Und die vielen grossen und kleinen Figuren dazwischen? Wer konnte, suchte seine Beteiligung an der Kollaboration kleinzureden. Wer einem Resistance-Kämpfer einst ein Stück Brot gereicht hatte, erklärte sich nun selbst zum Untergrundler; wer eine Fabrik geleitet hatte, stellte seine Arbeit jetzt als planvolle Erhaltung des Industriebetriebs für die Nachkriegszeit dar - all' das sollte einen nicht wundern. Ein Krieg verbiegt die Menschen eben nicht nur physisch. Ganz sicher dürfen wir Deutsche hier kein womöglich gar pauschales Urteil über die Kriegsgeneration der Franzosen fällen.



7. "In the year 2525..."

Einen Blick in die Zukunft wagte Ende der 1970er Jahre (also noch zu DDR-Zeiten) der Autor Karlheinz Steinmüller. In dieser nicht genau datierten Zukunft lebt der namenlos bleibende Protagonist in einer der Riesenstädte, die unter gigantischen Betonkuppeln Hunderttausende Wohneinheiten vor der feindlichen Umwelt abschirmen. Alles menschliche Leben spielt sich in solchen "Megalopolis" genannten Einheiten ab, geregelt nicht mehr von fehlbaren menschlichen Regierungen, sondern vom schlicht "SYSTEM" genannten Supercomputer-Netzwerk. Auch die Sprache wurde vereinheitlicht, überall spricht man "Bazik, unsere aus einer Computersprache entstandene Muttersprache". Und obwohl sein Apartment alle Annehmlichkeiten in Form von beliebig in den Wänden versenkbaren Möbeln, automatischer Essensversorgung mit wohlschmeckenden Speisen und vollautomatischen Badezimmer-Einrichtungen - und natürlich auf Sprachbefehl reagierender Subeinheit des "Systems" - bereithält, verspürt der Held eines Tages Lust auf Veränderung. Ohne sich mit irgendwelchen Reservierungen aufhalten zu müssen, verlässt er sein Apartment und begibt sich zur wenige Schritte entfernten Station der "Pneumokapseln". Bald trägt ihn eine solche in rasender Geschwindikeit über die durch die transparenten Wände erkennbare Landschaft hinweg, aber schon während der kurzen Reise reut ihn sein Entschluss, denn am Ende derselben wird er nur in einer fast identischen Megalopolis ankommen, unterscheidbar nur am anfangs leicht anderen Geruch der selbstverständlich vollklimatisierten Atmosphäre der "neuen" Megalopolis.

Während er noch innerlich mit seinem plötzlichen "Aufbrechen animalischer Ortswechselinstinkte" ringt, hat er nach Tausenden Kilometern schon das vom System vorgeschlagene Ziel erreicht. Und wie erwartet, gibt es dort dasselbe Arrangement standardisierter Wohneinheiten. Bevor er eine als frei angezeigte Einheit betreten kann, muss er einem gefährlichen Amokisten ausweichen, jemand also, der - wie unser Held weiss - "völlig grundlos" gegen das System rebelliert und in diesem Fall schreiend "mit einem langen Metallstab … auf die Wand [einschlug]...". Aber auch hier geleitet ihn das System mit sanfter Computerstimme in die Sicherheit des neuen Appartments. Über den Amokisten braucht sich der Held keine Gedanken zu machen - "ein Roboterwägelchen vom Med.Dienst" hatte er noch vorbeihuschen sehen, welches dem Unglücklichen sicher gleich beruhigende Mittel injizieren wird. Überhaupt scheint körperliche Arbeit gänzlich auf Roboter verlagert zu sein, auch allfällige physische Reparaturen am System selbst übernehmen solche Geräte.

Womit wir bei der "Arbeitswelt" wären: Dafür braucht unser Held das Apartment nicht zu verlassen: "Auf, sagte ich zu mir, tu was. Auf, an die Arbeit. Ich legte mich auf das Formbett, spürte unter meinen Fingern die vertrauten Tastaturen. Das Apartment verschwand um mich, und ich tauchte ein in die Welt der Formeln und Symbole. Rechts die grüne Wand der bereits gesicherten Theoreme, links das orange Chaos der Probleme...". Nach kurzer Zeit ist der Held in einer Art Arbeitsrausch, und ihm ist dabei auch voll bewusst, was er dabei macht: "Jetzt half ich dem System, lieferte ihm Theorien, die es zur Selbstvervollkommnung benutzen konnte, zur Komplizierung seiner Struktur."

Aber da gibt es noch ein paar Sachen, die - auch das ist dem Helden bewusst - die Menschen noch aus alten Zeiten mit sich herumschleppen: "Es würde wohl noch einige Jahrhunderte dauern, ehe der Mensch sich an die neue Lebensweise in der atomisierten Gesellschaft völlig angepasst hatte." Wenn unser Held also genug davon hat, sich mit phantastischen, natürlich ebenfalls computer-generierten "Environments" ablenken zu lassen, geht er wiederum an die Konsole und "bestellt" einen Sexualpartner. Als intelligenter Mensch weiss unser Held um den Nachfragestau bei "Top"-Kontakten und gibt also eine "realistische Variante" ein. Und richtig, nach kurzer Zeit geleitet ihn die Systemstimme zum Appartment einer "passenden" Frau.

Aber diese Person wartet mit ungeahnten Überraschungen auf. Statt nach den Begrüssungsfloskeln gleich "zur Sache" zu kommen, sagt sie "leichthin: Darf ich dich zu einem Schälchen Tee einladen?". Unser Held ist entsetzt: "Du meinst gemeinsam Nahrung aufnehmen? Aber das ist doch barbarisch, eine Höhlenmenschenunsitte, ich habe noch nie..." - aber sein Entsetzen weicht dann doch einer gewissen Faszination. Und auch nach der "Sache" verhält sie sich ungewöhnlich, verwickelt ihn in eine Konversation, fragt ihn gar nach seinem Namen - obwohl dieselben schon lange durch ID-Codes ersetzt sind.

Und dann die Katastrophe: Das beständige sanfte Brummen des Systems verstummt, das Licht erlischt, keine der gewohnten Apparaturen funktioniert mehr, und ohne die den Sprachbefehl befolgenden Computer kann auch das Apartment nicht mehr verlassen werden. Der Held sieht schon den sicheren Tod vor Augen: "Die Luft schien verbraucht und fühlte sich zum Greifen dick an. Eine Täuschung, das Apartment war gross genug, um uns Stunden der Verzweiflung atmen zu lassen."

Aber seine Zufallspartnerin scheint nicht so sehr überrascht: "Ich habe es schon immer geahnt, schon immer befürchtet. Den Zusammenbruch. Das Stoppen der Maschine. Kein Mensch hat sie mehr kontrolliert, überprüft, die falschen Zielfunktionale aufgespürt, die keine Selbstreparatur beseitigt. Das vertraute Brummen des Systems wiegte sie alle, fast alle, in illusorischer Sicherheit." Ein Schock für unseren Helden, hatte er doch bislang fest geglaubt, dass "das System gegen jeglichen Fehler gefeit" sei.

Aber am Ende wird unser fiktionaler Held (?) "gerettet", denn auch der "Zusammenbruch" war nur Teil eines von seiner Partnerin generierten "Environments", die ihn für ihre Sache gewinnen wollte. Nach der "Rekonstruktion" nehmen die beiden wieder "den normalen Abstand zwischen sich begegnenden Menschen ein - drei Meter". Und unser Held schleudert der Frau, mit der er Minuten vorher noch mit den Fingernägeln an Plastik-Paneelen reissend sich aus dem Apartment befreien wollte, "alles, was ich über die alten Menschen wusste", entgegen: "Klaustrophob seid ihr! Ihr haltet es im System nicht mehr aus, ihr begreift seine Möglichkeiten nicht, und ihr müsst ständig Menschen um euch haben, möglichst ständig jemanden berühren...".

Der Held flüchtet, rennt, als ginge es um sein Leben. Er weiss es ja genau: "Nur in einer atomisierten Gesellschaft hatten die Gesetze der Sozialstochastik volle Gültigkeit." - "Persönliche Beziehungen" hatten "die alte Gesellschaft so ungeheuer kompliziert, unübersichtlich, unsteuerbar gemacht". In der wieder vom System zugewiesenen "neuen" Wohneinheit kommt unser Held endlich zur Ruhe, knabbert einen Konzentrat-Riegel und bestellt sein Lieblings-"Environment": Die Oberfläche des Jupitermonds Ganymed mit Prachtausblick auf den "Grossen Roten Fleck" (dies auch der Titel der Kurzgeschichte).



8. Traum oder Albtraum?

Der geneigten Leserin bzw. dem geneigten Leser wird schon aufgefallen sein, dass die Wirklichkeit der Jahre 2020/21 die damalige Fiktion in einigen Punkten schon eingeholt hat oder ihr sehr nahe kommt. Am auffälligsten vielleicht beim empfohlenen sozialen Abstand oder "social distancing" von 3 Metern - während es in der BRD (noch?) nur 1,5-2 Meter sind. Auch das Homeoffice hat höchste Priorität, nicht nur die Kanzlerin, auch der Bundespräsident empfehlen es fortlaufend, wie auch die Opposition (etwa in Form von Frau Göring-Eckhardt) den Ausbau dieser Arbeitsart für dringend erforderlich hält. Gemeinsam eingenommene Mahlzeiten sind zwar noch nicht zur "Höhlenmenschenunsitte" denunziert, aber durch die Sperrung von Restaurants während der "Lockdowns" schon einmal erheblich eingeschränkt.

Allumfassend ist das "System" noch längst nicht, aber z.B. ist in vielen Gegenden Schwedens das bargeldlose Bezahlen so alternativlos geworden, dass ein temporärer Ausfall der entsprechenden Banksysteme selbst die Bezahlung von Alltagsgütern wie Brot oder Milch verunmöglichen würde. Gleichzeitig nimmt das Vertrauen in die ubiquitären Internet-Dienste manchmal groteske Züge an, wenn etwa viele Leute sich schon in der Heimatstadt nicht mehr ohne Navi-App zurechtfinden.

Die Sprachsteuerung der Wohnumwelt ist unter dem Stichwort "smart home" in vollem Ausbau, und wenn all' die "smarten devices" über Amazons ALEXA gesteuert werden, ist sichergestellt, dass alle Befehle (und manches mehr) wenn schon nicht von "dem" System, dann doch von einem sehr grossen, zentral gesteuerten Computersystem unter Kontolle der Amazon.com Inc. mindestens gespeichert, vielleicht auch ausgewertet werden.

Die Roboterisierung der Fabriken ist so gesehen schon ein "alter Hut", aber weitergehende Roboterisierung - gerade auch im Haushalt, in Dienstleistungsbereichen oder in Kliniken - wird mit Macht vorangetrieben. Das "Roboterwägelchen vom Med.-Dienst" ist in manchen Kliniken schon da, und Amazon hat gerade (in einigen US-Staaten) die Nachtflugerlaubnis für seine ersten paketzustellenden Drohnen erhalten.

Auch weltweit standardisierte Wohneinheiten gibt es so noch nicht, aber zumindest äusserlich gleichen sich die Wohnsilos etwa des Märkischen Viertels in Berlin und der Bettenburgen in Palma de Mallorca schon ziemlich. Und an einem Detail der Geschichte, den "Pneumokapseln", lässt der Multiunternehmer und vielfach als "Technik-Visionär" bejubelte Elon Musk tatsächlich arbeiten: "Hyperloop" soll es heissen...



9. Das Aktionsjahr 2020

Vorneweg: Das Folgende sind Vermutungen, die sich rein auf Plausibilitäten stützen. Als wichtigster Plausibilitätsanzeiger dient auch hier wieder die Frage nach dem cui boni - wem nützt es? Und auch vorweggeschickt sei, dass die (teilweise absurden) Pandemiemassnahmen der Regierungen der meisten "westlichen" Staaten nicht funktionieren könnten beziehungsweise nicht so flächendeckend akzeptiert würden, wenn es das Virus names Covid-19 nicht auch wirklich geben würde und dasselbe nicht wirklich eine reale Gesundheitsgefahr darstellen würde.

Für die etablierten Eliten stellte sich die Sache Ende 2019 vermutlich so dar: Die Jugend konnte vielleicht doch, wie ehemals Ende der 1960er, Hort und Antrieb systemverändernder Umtriebe werden, wenn nicht bald deren Denken wieder in ungefährliche Bahnen umgeleitet würde. Und die herabgestufte ehemalige Mittelklasse hatte sich trotz aller sorgfältigen Meinungssteuerung als unsicherer Kantonist erwiesen, der nicht nur in den USA plötzlich populistischen/populären Strömungen bzw. Kandidaten seine Stimme zu leihen bereit war. Insgesamt eine Macht- und Vermögen bedrohende Situation, die - um sie abzuwenden - vielleicht energische Umstrukturierungen der bisherigen Gesellschaftsstrukturen erfordern würde. Besser jetzt den Umbau in eine technokratisch autoritäre Gesellschaft angehen als weitere Gefährdungen zulassen, auch wenn dadurch das bisherige parlamentarische System immer mehr Fassadencharakter annehmen würde.

Das Mittel der Wahl für solche Gesellschaftsumbauten ist seit Neros Zeiten ANGST ERZEUGEN. Am besten eine Angst, die auch gleich, sozusagen aus ihrer Natur heraus, ungewünschte Solidarisierungen der Menschen ver- oder mindestens be-hindert. Die fiktionalen "Uranohren" mit ihrer auto-destruktiven Wirkung wären ideal, aber man kann denselben Effekt auch billiger haben, wenn man die Angst vor dem Mitmenschen psychisch erzeugt. Wenn also der Mitmensch vornehmlich nur noch als Träger einer hochansteckenden und fatalen Krankheit angesehen wird, so wird die Distanzierung auch ohne physische Hilfsmittel erreicht. Damit ist eine Etappe auf dem Weg zu einer atomisierten und damit gut steuerbaren Gesellschaft schon erreicht.

Zur Steuerung braucht man auch weiterhin die Massenmedien, aber es muss dafür gesorgt werden, dass dissonante Ansichten kein nennenswertes Publikum mehr finden. Wenn man den Umfang des überhaupt Diskutierbaren, wiederum vor allem über die Massenmedien, so einengt, dass alle Dissidenz von vornherein als "abwegig, unerhört, anstössig, verstörend, spaltend, ausgrenzend" gebrandmarkt ist. Und jenen Wildwuchs, der sich da in den noch nicht reglementierten Ecken des Mediums Internet tummelt, muss man beschneiden, wegblocken oder in der Sichtbarkeit reduzieren. Am besten geht das auf den grossen Plattformen der Suchmaschinen und sogenannten "social media", wo man nur den Algorhytmus entsprechend anpassen muss.

Unzweifelhaft sind die nachfolgend (unvollständig) aufgeführten, im Zuge der "Pandemie-Bekämpfung" in vielen Industrieländern umgesetzten Massnahmen für globale Wirtschafts- und Politik-"Eliten" nützlich:

- Universitätsschliessungen (verhindern Aufkommen dissidenter Meinungen)

- Schulschliessungen, "e-Learning" und "HomeOffice" (beschleunigen die Vereinsamung und Ent-Solidarisierung, vermitteln bzw. nutzen vorrangig gut verwertbares Wissen)

- elektronische Pässe, sowohl "normale" als auch neue "Impfpässe" *7 (verbessern die Kontrolle des potentiell "feindlichen" Bürgers)

- Schliessung aller oder der meisten Kultureinrichtungen (wodurch Kultur als möglicher Kristallisationspunkt für Reflektion oder gar Solidarisierungen zunehmend ausfällt)

- Schliessung des konventionellen Einzelhandels (leitet die verbliebene Kaufkraft in die Portale der Internetkonzerne)

- Beschränkung des Demonstrationsrechts (selbsterklärend)

- Erhöhung der Arbeitslosigkeit durch Kollabieren etwa des Gastronomiegewerbes (hohe Arbeitslosigkeit ist generell für die "Arbeitgeber"-Seite nützlich, vermutlich soll damit auch der durch Umstrukturierungen generierte Arbeitsplatzabbau kaschiert werden)

Einige der Massnahmen haben dann auch eher unerwünschte Nebenwirkungen, etwa auf die Tourismusbranche oder die Luftverkehrsindustrie. Da gilt dann das alte Wort: "Opfer müssen gebracht werden". Die ganz grossen "Player" können sich ohnehin auf die "Rettung" durch den Steuerzahler verlassen.



10. Doch eine Welt-Verschwörung?

Gewiss ist kann sich die obige Zuordnung von technokratisch-autoritären Massnahmen und Interessen der globalen Geld-und Macht-Eliten bislang nur auf "Korrelation" stützen, eine Kausalität ist damit noch nicht bewiesen. Das Vorhandensein eines Global-Plans samt Bekenntnis der Ausführenden dazu würde die Kausalität beweisen. Ist also die die Ausrufung der Pandemie durch die WHO am 11.März 2020 doch die heimtückische Umsetzung eines Plans von Welt-Verschwörern? Meiner Ansicht nach war es etwas anderes...

Aber blicken wir noch einmal zurück in die Zeit des ersten "Lockdowns". Viele derjenigen Normalbürger, die sich auf Blogs oder Kommentarspalten äussern, berichten davon, damals einen Anflug von Abenteuer, die ganze Sache als eine Art "Übung" empfunden zu haben: Auf wieviele Kontakte würde man für ein paar Wochen (das war ja damals der angekündigte Zeitrahmen) verzichten können, wie organisiert man nun den Tagesablauf, wie kommt man zur Arbeit oder kann man dieselbe "digitalisieren"? Eltern mussten Planungen oder Improvisationen für ihre nicht mehr schulbetreuten Kinder aufstellen. Reisepläne zerstoben und mussten mindestens finanziell "geflickt" werden. Und die "Übung" dauert an...

Dieses "Abenteuer" oder diese "Übung" hatte freilich Vorläufer. Die mittlerweile bekannteste dürfte die als "Event 201" im Oktober 2019 abgehaltene Pandemieübung *8 unter Federführung von Johns Hopkins Center, Weltwirtschaftsforum und der Gates-Stiftung gewesen sein. In anderer Zusammenstellung (u.a. Accenture, Microsoft, Rockefeller Foundation, GAVI *9) wird seit Jahren an "ID2020" *10 gearbeitet, welches sozusagen die Blaupause für die jetzt überall angedachten oder schon eingeführten elektronischen "Impfausweise" darstellt.

Steckt denn auch die WHO (World Health Organization) unter einem Hut mit diesen "Welt-Verschwörern"? Jedenfalls wird die WHO mittlerweile zu über 11% durch die "Bill & Melinda Gates Foundation" finanziert, was knapp über dem Anteil der Bundesrepublik liegt. Dazu kommen über 6% durch GAVI, die "Global Alliance for Vaccines and Immunization", die selbst wiederum wesentlich von der schon genannten "Bill & Melinda Gates Foundation" finanziert wird.

Jedenfalls empfiehlt die WHO damals neben den üblichen bei Epidemien angeratenen Hygienemassnahmen auch jene Massnahmen, die bald als "Lockdown" bekannt wurden: Untersagung von Massenveranstaltungen, Schliessung von Schulen und Universitäten, Schliessung von Geschäften, sonstigen Kultureinrichtungen, Erlassen von Kontaktverboten. Man kann diese Empfehlungen der WHO vom Jahresanfang 2020 als ein ANGEBOT ansehen: Mit der Pandemie-Drohung konnten dazu gewillte Regierungen nun den Übergang zu technokratischen Regimen angehen.

Und dieses ANGEBOT wurde sehr grossflächig angenommen, wenngleich auch mit unterschiedlicher Tiefe und Konsequenz. Es fällt fast leichter, die wenigen Industrienationen, die sich nicht in den Gleichschritt oder Lockstep *11 einreihten, aufzuführen, als andersherum. Und während plötzlich das autoritäre Regime der Volksrepublik China zum Vorbild in Sachen Pandemie-Bekämpfung erklärt wurde, wurden andere Regierungen bzw. deren Chefs als "Corona-Leugner" gebrandmarkt. Dabei fällt das Ergebnis nach einem Jahr Covid-19 durchaus unterschiedlich aus: Bezüglich der Todesfallzahlen steht etwa Bolsonaros Brasilien recht schlecht da, Lukaschenkos Weissrussland eher gut.

Trotzdem wäre es falsch, im WHO-Hauptquartier nur Marionetten, die nach der Pfeife des grössten Sponsors tanzen, am Werke zu sehen. Etwa ab Herbst 2020 wurde WHO-seitig von Lockdowns eher abgeraten, jedenfalls davon, diese als einziges Mittel ansehen zu wollen. Auch wird man gerade kleineren und/oder ressourcenärmeren Staaten nachsehen müssen, wenn sie die Vorgaben der WHO allzu unkritisch übernahmen. Eigentlich sollte ja das Welt-Wissen um Epidemiebekämpfung gerade in dieser Welt-Behörde konzentriert sein.



11. Parallelen: 1940 und 2020

Was da im Frühjahr 2020 ablief, war ja eine bislang nie dagewesene Gleichartigkeit der Regierungsmassnahmen - von Wuhan bis Wolverhampton, von Tel Aviv bis Toronto. Wenn man die auch sonst wenig beachteten Weltregionen wie Afrika einmal wegdenkt, dann schien für einen Moment "die Welt" im Kampf gegen Covid-19 vereint zu sein - und eben auch in den Methoden des Kampfes.

Wenn man nun feststellt (feststellen muss), dass die weitere Anwendung von Lockdown-Massnahmen sehr klar den Interessen der Global-Konzerne dienlich ist, dann könnte man doch Zweifel am kategorischen Diktum der Kanzlerin ("Verschwörungstheorien sind … unwahr") bekommen. Statt der plumpen Annahme einer "Welt-Verschwörung" sehe ich eher Parallelen zwischen 1940 und 2020.

Es war eben 1940 keineswegs so, dass das Vichy-Regime einfach einen von Nazi-Deutschland erstellten Punkte-Plan abarbeitete, oder aber dass Petain und Laval permanent nach Berlin hätten telefonieren mussten, um ihre Tages-Direktiven zu erhalten. Es reichte, dass man ungefähr um die Absichten der NS-Führung wusste, und das man im Tagesgeschäft auf dieser Basis formal unabhängig, aber eben abgestimmt mit den "Herren" agieren konnte. Das war das Wesen der KOLLABORATION, dass eben nicht permanent (neu) "verschworen" werden musste, sondern dass flexibel auf die Situation vor Ort reagiert werden konnte im (vermuteten) Wissen um die Wünsche der bestimmenden Klasse. Und besonders reibungslos funktionierte es, wenn die eigenen Wünsche und Vorstellungen ohnehin nahezu deckungsgleich waren mit denen der "Overlords". So drückte etwa der Vichy-Wahlspruch "Travail, Famille, Patrie" *12 vermutlich recht gut Petains gesellschaftliche Vorstellungen aus - aber diese waren damit fast vollständig kompatibel zu Hitlers diesbezüglichen Ansichten.

Seit dem Jahr 2020 sehen wir m.E. eine andere KOLLABORATION am Werk - diejenige zwischen den global tätigen Finanz- und Tech-Konzernen und den Regierungen der "westlichen" Industriestaaten. Auch hier ist eine Verschwörung in Hinterzimmern nicht notwendig, auch hier haben sich die Haupt-Akteure schon längst ihrer jeweiligen Interessenlagen versichert. Erstaunlich ist die Positionierung der regierenden Politiker, die ja eigentlich immer noch die eigentliche Macht, die eigentliche Regierungsgewalt haben. Aber spätestens seit dem Ende der "Systemkonkurrenz" zwischen "Ostblock" und "dem Westen" haben sich immer weitere Kreise der politischen Akteure dem Diktat der Wirtschaftseliten gebeugt. Auch hier drängt sich der Vergleich mit Frankreich im Jahre 1940 auf: Auch damals waren die Verantwortlichen von der Überlegenheit des (gegnerischen) Systems so überzeugt, dass sie in der Mehrzahl Anpassung und Unterwerfung wählten:

>Am 3.Februar 1996 erklärte der damalige Präsident der Deutschen Bundesbank Hans Tietmeyer in Davos, er habe bisweilen den Eindruck, "dass sich die meisten Politiker immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden". Dies sollte keine Kritik sein, Tietmeyer stellte das bestätigend fest.< *13. Die FAZ wunderte sich 2011, als sie dieses Zitat in einem Artikel zur Eurokrise aufführte, warum damals kein Politiker protestierte, warum es in der Öffentlichkeit keinen Aufschrei gab.

Was etwa den damaligen Kanzler Schröder anging, kann man davon ausgehen, dass er diese Unterwerfung "der Politik" unter das "Primat der Wirtschaft" durchaus begrüsste. Ob er das nun mehr aus opportunistischen Gründen (etwa der Aussicht auf künftige gutbezahlte Posten in der Privatwirtschaft) oder aber aus vollkommener ideologischer Akzeptanz heraus tat, ist für den weiteren Verlauf unerheblich. Jedenfalls sollte die von ihm geführte rot-grüne Regierung in den Folgejahren mehr zur Demontage des Sozialstaates und zur "Inthronisation" der Finanzelite beitragen, als man je geahnt hätte *14.



12. Kollaborateure auf vielen Ebenen

Der "Nexus", die Verbindung zwischen Politik und Wirtschaftselite, lässt sich mittlerweile in vielen Fällen direkt an den Lebensläufen der Protagonisten festmachen, etwa wenn ein Friedrich Merz vom Fraktionsvorsitz der CDU-CSU-Bundestagsfraktion zum Aufsichtsrat des Finanzkonzerns Blackrock und schliesslich zurück in "die Politik" wechselte.

Aber Kollaborateure der Herrschaft der Finanz- und Tech-Konzerne finden sich auch auf vielen Ebenen darunter. Am wirkmächtigsten sind dabei sicherlich die Journalisten, die im täglichen Geschäft immer noch Argumente oder Floskeln finden, die das zunehmend instabiler werdende System der ökonomistischen Dauer-Ausbeutung rechtfertigen oder verdecken sollen. Oder eben das Pandemie-Management der Regierungen selbst dann noch zustimmend berichten und kommentieren, wenn - wie bei der absurden, dann doch abgesagten deutschen "Oster-Ruhe" - die Inkonsistenz und die Widersinnigkeit offensichtlich werden.

Nein, eine "Corona-Weltverschwörung" gibt es wahrscheinlich wirklich nicht. Aber sehr wohl eine mittlerweile globale Kollaboration, deren gemeinsames Ziel atomisierte Gesellschaften sind, wo schon die mentale Gegenwehr ganz im Orwell'schen Sinne "un-denkbar" wird. Und dazu haben die Profiteure und Haupt-Antreiber dieser "Agenda" nicht einmal unerhört Neues erfinden müssen, sondern nutzten die schon seit Jahrzehnten bekannten Möglichkeiten etwa des Lobbyismus nur konsequent aus. Neu ist höchstens, dass dieser Einfluss mittlerweile viel weiter reicht als noch vor 10 oder 20 Jahren, so dass z.B. die Haupt-Medien wirklich mit den "systemisch richtigen" Nachrichten und Meinungen geflutet werden können.

Der von mir schon gelegentlich zitierte Ivor Cummins stellte die Frage "Why are they doing that to us?" - mir scheint sie mit der Kollaborationsthese hinlänglich schlüssig beantwortet.

"Vergeßt auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt Euch die Namen..." mahnte einst ein Flugblatt einer pazifistischen Gruppe *15. Wichtiger erscheint mir, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein für diese multinationale Kollaboration zu erlangen. Und sich nicht vom "vertrauten Brummen des Systems" in Sicherheit wiegen zu lassen, sondern die "falschen Zielfunktionale" zu erkennen und alternative Vorstellungen für eine nicht-atomisierte Gesellschaft zu entwickeln.



(März-April 2021)




*1 Der betreffende Absatz ihrer Rede im offiziellen Transkript: "Ich kann nur ahnen, wie bitter es sich anfühlen muss für die, die wegen Corona um einen geliebten Menschen trauern oder mit den Nachwirkungen einer Erkrankung sehr zu kämpfen haben, wenn von einigen Unverbesserlichen das Virus betritten und geleugnet wird. Verschwörungstheorien sind nicht nur unwahr und gefährlich, sie sind auch zynisch und grausam diesen Menschen gegenüber." Ein von den Redenschreibern sicher mit viel Bedacht so formulierter Absatz, der geschickt alle Kritiker zu unverbesserlichen Leugnern stempelt und sie indirekt noch zu den "eigentlichen" Leidensverursachern erklärt, weil sie "zynisch und grausam" seien.

*2 Diese Formulierung fand Sascha Lobo in einem SPIEGEL-Artikel.

*3 Siehe dazu die Bücher von Prof. Mausfeld, etwa "Warum schweigen die Lämmer" (ISBN 978-3-86489-277-6)

*4 Die beiden vorherrschenden Parteien der USA, die "Demokraten" und die "Republikaner", werden von mir hier als DEMs und REPs abgekürzt, da die Politik dieser Parteien nur noch am Rande etwas mit den Begrifflichkeiten "Demokratie" und "Republik" zu tun hat.

*5 Jeder Wechsel des Präsidenten bedeutet in Washington,D.C., eine mehrtausendköpfige Personalrochade. Damit ist die in den USA übliche Formel, von der "Carter-Administration" oder der "Nixon-Administration" oder der "Bush-Administration" zu sprechen, durchaus gerechtfertigt. Eine so tiefe Umstrukturierung auch bei den politischen Beamten dürfte es z.B. in Europa wohl so nicht geben.

*6 Man vergleiche das mit der ungemein raschen und "geräuschlosen" Umbesetzungsaktion unter Biden. Nach kaum 2 Monaten im Amt scheinen schon alle Posten "richtig" besetzt zu sein.

*7 Kaum beachtet wird bei den geplanten bzw. schon eingesetzten "Impfpässen", dass dort eine unerhörte "Beweislastumkehr" stattfindet. Nicht mehr die die Restriktion aussprechende Stelle muss die "Schuld" des Besuchers nachweisen, sondern der Nutzer muss seine "infektologische Unschuld" beweisen.

*8 Aus www.norbert-haering.de: >In den Schlussfolgerungen der Übung hieß es damals (meine Übersetzung [N.H.]):

Regierungen und der Privatsektor sollten größere Priorität darauf legen, Methoden zu entwickeln, um in der nächsten Pandemie Falsch- und Fehlinformationen zu bekämpfen. Die Regierungen werden mit traditionellen und sozialen Medienunternehmen zusammenarbeiten müssen um geschmeidige (nimble) Ansätze zur Bekämpfung von Falschinformationen zu erforschen und zu entwickeln. Das wird die Fähigkeit erfordern, die Medien mit schnellen, richtigen und konsistenten Informationen zu fluten.”<

*9 GAVI = "Global Alliance for Vaccines and Immunisation" mit Sitz im schweizerischen Genf, mit entscheidender Unterstützung der "Bill and Melinda Gates Foundation" wiederum in Davos gegründet.

*10 Zum Projekt ID2020: https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/id2020-ktdi-apple-google/

*11 "Lockstep" oder >"Gleichschritt" ist eines von vier “Szenarien für die Zukunft von Technologie und internationaler Entwicklung“, die die Rockefeller Foundation und das Global Business Network (GBN) 2010 … präsentiert haben.< (Quelle: https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/lock-step-rockefeller-stiftung/)

*12 Übersetzt; "Arbeit, Familie, Vaterland" - statt "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"

*13 Quelle: https://www.faz.net/.../euro-krise-die-luege-von-der-systemrelevanz-11537333.html

*14 Stichworte hierzu wären u.a. Hartz-4, Absenkung der gesetzlichen Rente, Steuerbefreiung von Gewinnen aus Unternehmensveräusserungen usw.

*15 Das Zitat stammt aus einem Flugblatt der "Weissen Rose". Als im Sommer letzten Jahres eine Demonstrantin bekundete, sie "fühle sich fast wie Sophie Scholl", schlug ihr von den Mainstream-Medien nahezu unisono grösste Ablehnung entgegegen: Wie sie dazu komme, sich mit einer anerkannten NS-Widerstandsfigur "gleichzusetzen". Ein vermutlich absichtlich irreführender Vorwurf, denn sie hatte ja nur gesagt, dass sie sich so fühle. Angesichts dessen, dass den persönlichen Gefühlen an anderer Stelle (etwa bei den Transgender-Debatten) von eben diesen Medien geradezu Gestaltungshoheit zuerkannt wird, ein erstaunlicher Vorgang.



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