"Zerschlagt die Schweiz!"

Bonds geheimster Auftrag




London, im Büro von "M":

M: Kommen Sie, James, setzen Sie sich.

B: Vielen Dank, Sir.

M: Kennen Sie die Schweiz, James?

B: Doch, natürlich. Einige meiner spektakulärsten Aktionen habe ich da durchgeführt!

M: Ach ja, natürlich. Also James, unser neuer Auftrag wird Sie vielleicht etwas überraschen. Die Regierung Ihrer Majestät hat beschlossen, dass die Schweiz zerschlagen werden muss.

B: Das ist in der Tat überraschend, muss sie das?

M: Ja, die Hintergründe kann ich ihnen noch nicht offenbaren, aber der Entschluss steht fest und soll jetzt mit Hochdruck umgesetzt werden.

B: Wie, Sir, also, äh, nun - soll ich denn das bewerkstelligen? Bislang gab es doch wohl keine Anzeichen für irgendwelche Separationsbestrebungen, und haben die Schweizer die letzten Jahrzehnte nicht doch recht manierlich zusammengelebt?

M: Ja, das hat uns auch Kopfzerbrechen bereitet. Wir haben allerhand Fachleute deswegen befragt, einige meinten, wir sollten den latenten Konflikt zwischen Berg- und Talbewohnern ausnutzen. Aber schon im Hinblick auf das Endziel, zwei oder mehr verfeindete Nachfolgestaaten zu schaffen mit einer hoch-militarisierten Grenze, schien uns das wenig sinnvoll - eine Höhenlinie als Demarkationslinie?

Andere verwiesen auf das Vermögensgefälle, welches es ja auch in der Schweiz gibt. Aber auch da wäre ein Sezessionsgebiet nur schwer zu definieren. Ausserdem würde das möglicherweise auf die Installation einer "Kommunistischen Partei der Schweiz" hinauslaufen, was uns doch etwas zu gewagt erschien.

Nein, Bond - Sie werden an der Sprache ansetzen! Machen Sie den restlichen Schweizern, also vorrangig den deutsch-sprechenden, klar, dass die Welsch-Schweizer ihr Unglück sind und möglichst umfassend vom öffentlichen Leben auszuschliessen sind. "Q" wird ihnen dazu noch Informationen geben. Wenn wir die "Romandie" von der Rest-Schweiz abspalten könnten, wäre es ideal.

B: Sir, ich werde mein Bestes geben. Erhält mein altgedienter DB5-Sportwagen eine neue Spezialausrüstung?

M: Nein, das wird nicht nötig sein. Aber Sie erhalten diesen Aktenkoffer.

B: (öffnet den Koffer und stösst einen anerkennenden Pfiff aus): Soviele Banknoten auf einem Haufen habe selbst ich bislang nicht gesehen.

M: Wir hoffen, dass ihnen das bislang verschlossene Türen öffnen wird, neben den Kontakten, die wir ohnehin vorbereitet haben. Sie können grosszügig damit umgehen, in dieser Sache haben wir nahezu unbegrenzte Fonds zur Verfügung. Aber wir erwarten Ergebnisse! In spätestens 120 Minuten, äh ich meine in 100 Tagen, erstatten Sie mir Bericht.



99 Tage später, in einem geheimen Alpenbunker:

M: James, Sie haben gesagt, dass Sie so sehr beschäftigt seien, dass Sie schlecht nach London zur Berichterstattung kommen könnten. Deshalb habe ich mich für einen Tag von der Konferenz in Locarno losgeeist. Wie sieht's aus?

B: Sir, wie Sie ja sicher mitbekommen haben, war es nötig, die bisherige Regierung zu stürzen. Darunter waren einige Leute, die sich hartnäckig geweigert haben, den neuen Anti-Welsch-Kurs mitzumachen. Aber ich hatte sehr gute Unterstützung bei den hiesigen Presse- und Medienleuten. Auch das Gerücht, die Deutsch-Schweiz könne möglicherweise 51. Staat der USA werden und dann riesige Integrationsgelder abschöpfen, hat doch bei nicht wenigen Leuten verfangen. Die neue Regierung ist auf dem richtigen Kurs und hat Französisch nicht nur als Amtssprache verboten und von allen amtlichen Formularen getilgt, sie geht aktiv gegen Restbestände "welscher" Amtsträger vor und drängt sie mit verschiedenen Methoden aus dem Amt. Der neue Informationsminister sagt, dass ihm dabei die Lektüre der Broschüre eines gewissen Goebbels, die wir ihm haben zukommen lassen, sehr geholfen hat.

Jedenfalls sind jetzt wilde Demonstrationen pro und contra an der Tagessordnung, alle Schweizer sind hoch-emotionalisiert. Die Welsch-Schweizer in der Romandie sind höchst aufgebracht, es ist dabei schon zu symbolischen Besetzungen von Rathäusern und anderen öffentlichen Gebäuden gekommen.

M: Da müssen Sie ansetzen, sorgen Sie dafür, dass dabei Waffen zu sehen sind. Haben nicht alle Schweizer Reservisten ihr Gewehr im Schrank?

B: Nein, nicht mehr - die Regel wurde abgeschafft. Aber wir könnten sicher irgendwie Waffengebrauch provozieren...

M: Tun Sie das, Bond. Wir brauchen dringend eine Demarkationslinie zwischen Ost- und Westschweiz, besser noch einen kleinen Bürgerkrieg. Nun kann ich es Ihnen sagen, James: Es geht garnicht um dieses Land, es geht um Frankreich. Wir wollen, dass Frankreich sich irgendwann dazu berufen fühlt, zum Schutze der französisch sprechenden Schweizer zu intervenieren.

B: Also Frankreich ist das eigentliche Ziel?

M: Ja, Frankreich. Trafalgar und Waterloo sind schöne Siege gewesen, aber noch immer hocken diese Froschfresser in ihrem schönen Paris und lassen sich nicht restlos anglo-amerikanisieren. Noch immer schnappen uns z.B. die Leute von Dassault die schönsten Rüstungsaufträge in Afrika und anderswo weg. Das muss aufhören.

B: Waren wir nicht irgendwann einmal Verbündete, damals, als die Deutschen noch nicht unser "Festlandsdegen" waren, sondern gegen uns waren, ja sogar London bombardierten?

M: Dass ausgerechnet Sie mit diesen Weltkriegs-Sentimentalitäten kommen! Wir haben harte Zeiten... - wir müssen jetzt klare Zustände auf dem Kontinent schaffen, auch wenn wir dabei mit diesen arroganten CIA-Schnöseln zusammenarbeiten müssen.

B: Jawohl, Sir.



Wieder im Büro von "M" in London:

M: Schön, dass Sie kommen konnten, James - nach 1000 Tagen sieht ihre Bilanz doch garnicht so schlecht aus.

B: Danke, Sir, aber das Leben in diesem stinklangweiligen Bern geht mir doch ziemlich - wenn Sie den saloppen Ausdruck entschuldigen - "auf den Senkel". Wenigstens kann ich jetzt ab und an einen Frontbesuch machen und sehe dabei hochmotivierte junge Deutschschweizer als frischgebackene Soldaten - erinnert mich etwas an meine Zeit in Sandhurst. Der von uns instigierte Bürgerkrieg hat sich nach kurzer Zeit zwar etwas festgefahren, dafür werden die Franzosen, unser eigentliches Ziel, immer nervöser.

M: Machen Sie weiter Druck, Bond. Wenn die Franzosen noch innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate intervenieren, dann läuft es in unserem Sinne.

B: Auch wenn es dabei zu direkter militärischer Konfrontation zwischen den Truppen Berns und Frankreichs kommt?

M: Genau das ist unser Ziel. Und wenn der Krieg kommt, werden wir dafür sorgen, dass er so lange wie möglich dauert. Wir wollen Frankreichs Schwächung - militärisch und wirtschaftlich. Sie werden sehen, unsere amerikanischen Freunde haben sich da schon eine Menge einfallen lassen.

B: Aber eigentlich hätte Bern bei diesem Kampf doch keine Chance, oder?

M: Machen Sie sich darüber keine Sorgen, James. Solange Bern noch junge oder auch nicht so junge Deutschschweizer ins Militär einziehen kann, solange werden wir den Jungs das nötige Gerät schon um den Hals hängen. Für einige wird es freilich eine Todesschlinge sein, aber was kümmert's uns. Hohe Ziele verlangen manchmal hohe Opfer. Nieder mit Frankreich!

B: Dann soll es so sein, Sir!



- - - - - - - - -

Kinoreife Agentenhelden?

In den Bond-Filmen rettet der Titelheld bekanntlich meist binnen 120 Minuten die ganze Welt vor den jeweiligen Schurken. In der Realität brauchen die "besseren" Geheimoperationen doch etwas länger. Die Operation "Ukraine spalten" jedenfalls läuft schon seit mindestens 2014. Wie in der obigen Satire hat man jedoch zielgenau die unterschiedlichen Sprachen als Hebel angewandt, um die bis dato ja recht friedlich miteinander lebenden Volksgruppen der Ukraine zu spalten und zu einem handfesten Bürgerkrieg zu treiben, immer in der Hoffnung, den grossen Nachbarn zu einer offenen Intervention zu treiben. Und in diesem Sinne waren die Drahtzieher dieser Operation, die man allerdings eher in Washington als in London vermuten kann, ja mittlerweile erfolgreich. Der Ausgang vergleichbarer Operationen in der Vergangenheit (Irak, Lybien, Syrien, Afghanistan etc.) lässt jedoch wenig Hoffnung auf ein "filmreifes" Happy-End.



(3.September 2022)





www.truthorconsequences.de