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Der Zivilist, der Kapitänleutnant und die Krematorien
1. Bei einer kürzlich erfolgten Podiumsdiskussion trafen unter dem Motto "Friedenstüchtig statt kriegsbereit – ist der Pazifismus gescheitert?" ein Friedensbewegter und ein Jugendoffizier der Bundeswehr aufeinander. Die Namen der Beteiligten *1 sind für diesen Text nicht wirklich wichtig, weshalb ich den Friedensbewegten im Folgenden "Zivilist" nennen will, und den Jugendoffizier - als kleine Hommage an den Film "Das Boot" - als "KaLeu", denn der Offizier hatte tatsächlich den Rang Kapitänleutnant.
2. Der KaLeu war, wie man es von einem extra für Public Relations und Jugendwerbung abgestelltem Bundeswehr-Offizier erwarten kann, sehr gut geschult und vorbereitet, was man von seinem zivilen Gegenpart eher nicht behaupten konnte. Insofern wäre statt "Zivilist" vielleicht besser "Laie" als Platzhalter angesagt. Wobei der "zivile Laie" in seinem angestammten Beruf (Arzt) sicher kein Laie ist, nur war er eben, wie man im Sport sagt, kein "Match" für den Profi. Beim KaLeu konnte man hingegen sicheres Auftreten, sehr gepflegtes Äusseres und sichere und angenehme Sprechweise vereint sehen - auf den ersten Blick ein sympathischer Mensch. Noch dazu ein in hunderten Diskussionsrunden vor verschiedenstem Publikum (nicht nur Schulklassen) "diskussionsgestählter" Mensch. Wenig Wunder, dass der KaLeu letztendlich auch diese Diskussion beherrschte. Begonnen wurde mit einem Austausch über das sogenannte Konzept der Sozialen Verteidigung. Darin geht es unter anderem um die Idee, das die "Zivilgesellschaft" im Falle des Einmarsches einer feindlichen Armee die Kooperation bzw. Kollaboration weitestgehend verweigern sollte, um den Feind durch diesen passiven Widerstand zur Aufgabe zu zwingen. Der KaLeu hatte wenig Mühe, dieses Konzept zu desavouieren. Denn dieser passive Widerstand könne ja überhaupt erst dann einsetzen, wenn der Feind eben schon im Land sei. Wolle man ihn davon abhalten, sei eben Abschreckung (durch eine starke, gut gerüstete Armee) notwendig. Insofern, als man so einen Einmarsch doch eher verhindert wissen möchte, hat der KaLeu natürlich recht. Dass aber die Aufgabe einer intelligenten Politik doch zuallererst in der Verhinderung einer kriegerischen Auseinandersetzung, durch Diplomatie und Interessenausgleich, bestehen müsste, wurde vom Zivilisten leider nicht vorgetragen. Im Gegenteil, offenbar teilte der Zivilist die unausgesprochene Prämisse des KaLeu, dass "die Russen" eben sowieso die NATO angreifen würden. Er verstieg sich sogar im weiteren Verlauf der Diskussion zur Forderung, "die Russen müssten sich erheben, um das Regime abzuschaffen". In gewisser Weise eine Weiterentwicklung der Idee vom zivilen Widerstand, nur leider inhaltlich deckungsgleich mit den insbesondere von den USA fast schon serienweise inszenierten "regime change"-Operationen.
3. Mit dem Satz "die Russen müssten sich erheben..." wird auch klar, dass der Zivilist nicht nur die Prämisse vom invasionslüsternen russischen Präsidenten aus der allgemeinen Kriegstrommelei übernommen hat, sondern auch die sich wieder ausbreitende koloniale Attitüde, dass "wir", der "gute" Westen, den dummen Völkern Russlands vorschreiben sollten, welche Regierung sie zu regieren habe. Entsprechend gab es auch keinen korrigierenden Einwurf des Zivilisten, als der KaLeu den "russischen Angriffskrieg auf die Ukraine" in vielerlei Variationen als abscheulich brandmarkte. Und natürlich hatte derselbe in dieser Darstellung keine Vorgeschichte, sondern begann punktgenau mit dem 24. Februar 2022 *k. Ganz zu Recht sei gegen Putin ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs anhängig, da er doch tausende ukrainische Kinder verschleppt habe. Und ganz klar sei, dass Russland eine akute Bedrohung der NATO-Staaten darstelle, da es eben ein "chauvinistisches System" sei. Demgegenüber stehen wir im "Westen" für "unsere Werte", und insbesondere in Deutschland für die "FDGO" (freiheitlich-demokratische Grundordnung). Die Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht sei nur folgerichtig, die Erhöhung des Wehretats auf 3,5 oder 5% vom BIP *2 eigentlich überfällig, da die Bundeswehr in den letzten Jahren "kleingespart" worden sei (auch hier Zustimmung vom Zivilisten...). Für das Konzept der "Totalen Verteidigung", wie es beispielsweise Finnland mit Bunkerbauten grössten Stils umsetze, empfand der KaLeu Sympathie. Schliesslich hätten die Finnen schon im Winterkrieg *3 bewiesen, dass sie den Russen bzw. Sowjets entschieden Widerstand leisten konnten. Zum Schockwort "Kriegstüchtigkeit", welches sein Dienstherr Pistorius in die Debatte eingebracht hatte, vermutete der KaLeu, dass sein Minister die Öffentlichkeit damit nur habe "aufrütteln" wollen. Bei Leuten mit historischen Gedächtnis allerdings kommt bei "kriegstüchtig" sofort der Gedanke an NS-Propagandaminister Joseph Goebbels auf, der den Begriff oft, nicht nur in der berüchtigten Sportpalast-Rede, benutzte. Aber auch hier gab es kein entschiedenes Widerwort des Zivilisten. Womit die Diskussion auf eine Art "Konsens" zusteuerte, nämlich dass Abschreckung nun dringend notwendig sei wie ehedem im "Kalten Krieg". Der KaLeu argumentierte, dass die USA damals "für Sicherheit in Europa gesorgt" hätten. Und nun, wo das Vertrauen in den Abwehrwillen der USA unter Trump gelitten habe, sei es eben an den EU-Ländern und der Bundesrepublik, diese Abschreckung mit Milliardensummen zu installieren.
4. Leider war also der Podiums-Zivilist wenig befähigt (oder vielleicht auch nicht willens), der so eloquent dargebrachten Pro-Rüstungs-Rede des Bundeswehr-Mannes etwas entgegenzusetzen. Auch der kurze offene Austausch mit Fragen aus dem Publikum gab wenig Gelegenheit, das "Narrativ" (und um ein solches geht es nach Eingeständnis der EU-Eliten wie z.B. Josep Borell) etwas in Richtung mehr Wahrheit zu korrigieren. Da müsste man schon bei der Zuschreibung vom "am 22.02.2022 begonnenen unprovozierten Angriffskrieg" anfangen. Darüber habe ich nun schon mehrfach geschrieben (u.a. hier, hier, hier und hier). Auf die mögliche Motivation des "Westens" bzw. der USA, die Ukraine zum Werkzeug in einer gegen Russland gerichteten "regime change"-Operation zu machen, habe ich auch schon früh z.B. in satirischer Form hingewiesen (hier). Der gemeinsame Nenner aller üblichen Schreckensgeschichten über die vorgeblichen finsteren Absichten Russlands bzw. des russischen Präsidenten ist, dass eigentlich nie irgendwelche glaubhaften Belege vorgelegt werden. Das gilt für die angeblichen Massaker (von Butscha *4 bis Irpin), die angeblichen Massenvergewaltigungen, die angeblich massenhaft verschleppten Kinder. Die Tatsache des völkerrechtswidrigen Einmarsches von 2022 bleibt natürlich bestehen, ebenso wie der gegen Präsident Putin ausgestellte Haftbefehl des ICCJ. Nur fragt man sich schon, warum der "Wertewesten" unbedingt einen angeblichen Kindesentführer festsetzen will, die Führungsstaaten eben dieses "Wertewestens" aber keine Anstalten machen, den (erwiesen!) mehrtausendfachen Kindesmörder Netanyahu dem ICCJ zu überstellen. Ebenso im Gegensatz zu Israel, wo zahlreiche Kabinettsmitglieder ihre genozidalen Absichten mehrfach öffentlich bekundet haben, ist von den Mainstream-Medien bislang noch kein Dokument "ausgegraben" *5 worden, in welchem russische Regierungsoffizielle die Absicht bekundet hätten, irgendein NATO-Land anzugreifen. Was allerdings immer wieder in Variationen zitiert wird, ist die Äusserung Putins über das Schicksal der Sowjetunion: "Wer den Untergang der Sowjetunion nicht bedauert, hat kein Herz." Aber der Folgesatz wird dabei immer weggelassen: "Wer sie wieder errichten wollte, hat keinen Verstand!" Deutlicher kann man sich eigentlich von Ambitionen, die Sowjetunion oder ein ihr ähnelndes Grossreich wieder errichten zu wollen, nicht distanzieren.
5. Einen Blick wollen wir noch auf die zahlreichen Implausibilitäten richten, die die ganze Aufrüstungspropaganda begleiten. a) "Putin will die GANZE Ukraine und danach die baltischen Staaten erobern." - womit er freilich auch genau die Gebiete östlich des einstigen "Eisernen Vorhangs" im Auge hätte, die - ganz im Sinne des zivilen Widerstandes - jeder russischen Besatzung vermutlich den schärfsten Widerstand entgegensetzen würden. Insbesondere, da diese in den letzten Jahren einer umfassenden anti-russischen Propaganda ausgesetzt wurden. Wozu sollte er so etwas Verrücktes versuchen? Um rund 10 Millionen Balten und (vielleicht noch?) 30 Millionen Ukrainer in das Staatsgebilde aufzunehmen und es dadurch u.U. irreparabel zu destabilisieren? b) "Wir müssen bis 2030 aufgerüstet haben, weil Putin uns dann *6 angreifen will." Was ja das Eingeständnis umfasst, dass man momentan höchstens "bedingt abwehrbereit" *7 oder gar überhaupt nicht abwehrbereit sei. Wieso sollte ein auf Krieg gegen die NATO fixierter russischer Staatschef dann überhaupt bis 2030 oder 2035 warten, wenn er doch genau jetzt die NATO am verwundbarsten vorfinden würde? Und den "Atomjoker", also die Möglichkeit, eine eventuell doch drohende Niederlage in einem konventionellen Krieg mit Atomschlägen abzuwenden, hat Russland heute genauso wie morgen. c) "Die Abschreckung durch die USA ist jetzt nicht mehr so sicher wie einst, deshalb müssen wir in den europäischen NATO-Staaten jetzt selber für (konventionelle) Abschreckung sorgen." Meist wird dabei auch auf Mr. Trump verwiesen, der ja mit seiner MAGA-Fixierung den Europäern vielleicht nicht mehr beistehen wolle. Nur sollten doch internationale Verträge, insbesondere wenn sie so "bewährt" sind wie der NATO-Vertrag, unabhängig von den jeweiligen Spitzenpolitikern gelten. Und wenn, wie immer wiederholt wird, ein russischer Angriff auf einen der Baltenstaaten sozusagen automatisch den "Bündnisfall nach Artikel 5" des NATO-Statuts auslösen würde, könnte doch an der darauf folgenden militärischen Unterstützung durch die USA eigentlich kein Zweifel aufkommen. Anlass genug, noch einmal diesen Artikel 5, den "operativen Kern" des Nordatlantikpakts, genau zu betrachten: "The Parties agree that an armed attack against one or more of them in Europe or North America shall be considered an attack against them all and consequently they agree that, if such an armed attack occurs, each of them, in exercise of the right of individual or collective self-defence recognised by Article 51 of the Charter of the United Nations, will assist the Party or Parties so attacked by taking forthwith, individually and in concert with the other Parties, such action as it deems necessary, including the use of armed force, to restore and maintain the security of the North Atlantic area." *2 Die Historikerin Barbara Tuchman konnte sich bei der Beschreibung des entsprechenden Artikels des südostasiatischen Pandants zur NATO (des SEATO-Vertrages) einer ironischen Bemerkung nicht enthalten: Er sei wohl "not exactly the ready sword Excalibur", also keinesfalls ein stets einsatzbereites "Zauberschwert" wie das des Sagenkönigs Artus. In der Rückschau fällt es (angesichts der Formulierung des Artikels 5) schwer zu verstehen, warum die Öffentlichkeit der Nachkriegs-BRD mehrheitlich so felsenfest überzeugt war, nur die Mitgliedschaft in der NATO sichere den US-"Atomschild", der das kleine Land vor dem "Überrennen" durch rote Armeen bewahre. Denn die Formulierung "such action as it deems necessary" (also "Massnahme, die für erforderlich erachtet wird") konnte ja vom US-Standpunkt ganz verschiedene Reaktionen auf einen "Angriff auf das Nordatlantikgebiet" möglich machen: Es war denkbar, dass die USA schon dann den 3. Weltkrieg auslösten, wenn nur ein Sowjetpanzer über die Grenzlinie am berühmten "Checkpoint Charlie" in Berlin rollte. Oder aber selbst dann keinerlei Aktion ergriffen, wenn die Sowjetarmeen schon das ganze norddeutsche Tiefland erobert hätten. "As it deems necessary" eben. So betrachtet war die vorgebliche Sicherheit des (konventionellen oder nuklearen) US-"Schutzschilds" schon immer eher eine Fata Morgana und weit mehr von den aktuellen geostrategischen Überlegungen der US-Regierungen abhängig, als uns lieb sein konnte. Oder noch simpler: Unter Trump sind wir genauso viel und genauso wenig "geschützt" wie unter Biden, Obama, Bush, Clinton usf.
6. Die ganz grundlegende Problematik von Aufrüstung wurde in der Diskussion nur gestreift, indem verschiedentlich von der Gefahr einer "Aufrüstungsspirale" die Rede war. Wie aber kommt es zu solchen "Aufrüstungsspiralen", früher auch "Wettrüsten" genannt? Nun, es gibt eine grundlegende Weisheit bezüglich der Rüstungsanstrengungen sich als Antagonisten verstehender Staaten: > Deine Aufrüstung ist meine Bedrohung, meine Aufrüstung ist deine Bedrohung! < Oder, konkret auf Deutschland bezogen: Es verfügte genau zu zwei Zeitpunkten der jüngeren Geschichte über eine "überzeugende Abschreckung" in Form von hochgerüsteten Armeen, nämlich am Vorabend des Ersten und am Vorabend des zweiten Weltkriegs. Und genau diese deutsche Aufrüstung führte zu ähnlichen Aufrüstungsanstrengungen bei den potentiellen Gegnern, und in Konsequenz eben nicht zu Frieden, sondern zu den verheerendsten Kriegen, die Europa je erlebt hat. Wenn unser derzeitiger deutscher Kanzler Merz die Bundeswehr zur "grössten konventionell bewaffneten Armee Europas" machen will, steht er damit nicht nur in Konkurrenz zum polnischen Premier Tusk (der für sein Land dasselbe Ziel proklamiert hat) - sondern gefährdet damit genau den Frieden, den die meisten Bundesbürger bisher geniessen konnten. Übrigens sind die mehrfachen Verweise des KaLeu auf das von den NATO-Staaten kürzlich akzeptierte "5%-Ziel" (davon 3,5 direkt für Militär, 1,5 für "verteidigungsrelevante Infrastruktur") als "notwendig" recht eigenartig. Auf eine spätere Nachfrage, wie denn "Prozent vom BIP" überhaupt eine relevante Messgrösse für Verteidigungsfähigkeit darstellen könne, musste er zugeben, dass es dies nicht sei *8. Zum einen, weil etwa das ominöse 5%-Ziel von Deutschland auch dadurch erreicht werden könnte, dass bei konstantem Wehretat das BIP sukzessive sinke *9. Zum anderen, weil irgendeine bestimmte Summe in Euro oder Dollar noch nichts über die konkrete Bewaffnung oder deren Tauglichkeit für ein avisiertes "Gefechtsfeld" aussagt. So könnte das NATO-Land Island seine nunmehr eingegangenen BIP-Verpflichtungen sicherlich mühelos durch das Ordern tausender US-Panzer vom Typ "Abrams" erfüllen - nur wüsste kein Mensch, wozu man sie auf der kleinen Insel benutzen sollte. Da wäre eher ein Flugzeugträger für Dänemark *10 angesagt - oder überziehen wir einfach nachträglich alle vorhandenen Geschützrohre mit Blattgold? "Verteidigungsfähigkeit" in Prozent vom BIP anzugeben ist etwa so sinnvoll wie die Geschwindigkeit einer Fregatte in "Brezeln pro Quadratmeter"...
7. Alle Vorwürfe, die der KaLeu an Russland richtete, waren mir recht bekannt, da ich eigentlich mindestens seit 2014 die Berichterstattung zu diesem Konflikt recht intensiv beobachte. Ein Vorwurf war mir allerdings neu: "Russland benutzt mobile Krematorien!" Und obwohl die sogenannte Feuerbestattung hierzulande von vielen Bundesbürgern akzeptiert, ja oft für den eigenen Körper nach dessen Ableben vorgesehen ist, ruft das Wort "Krematorien" in Verbindung mit "Krieg" sofort die Assoziation mit den Todeslagern der Nazis hervor. Ein sicher gewollter Schockeffekt. Da ich aber über diesen Vorwurf bislang nichts gehört hatte, machte ich mich später an eine kleine Recherche. Bei meiner Suchmaschine datierten die Suchergebnisse in der Überzahl von Anfang April 2022. Etwa hier vom Berliner Tagesspiegel: >'Das ist ein neues Auschwitz und Majdanek': Bürgermeister von Mariupol berichtet vom Einsatz mobiler Krematorien durch Russen< https://www.tagesspiegel.de/... Auch in den diversen anderen Meldungen werden immer nur ukrainische Quellen genannt, neben dem Bürgermeister von Mariupol (der zum fraglichen Zeitpunkt schon längst nicht mehr in der Stadt war) u.a. auch die damalige ukrainische Menschenrechtsbeauftragte L. Denissowa. Jene wird allerdings Ende des Jahres 2022 von Kiew selbst des Amtes enthoben, weil ihre diversen weiteren Behauptungen zu angeblichen Verbrechen Russlands zu absurd wurden. Schon Mitte April 2022 scheint das Thema medial begraben. Es finden sich allerdings frühere Artikel vom Februar 2022. Derjenige vom Stern erscheint als ziemlich direkte Übersetzung des wohl ersten diesbezüglichen Artikels im britischen "Telegraph": https://www.telegraph.co.uk/... Dort wiederum wird als Quelle das Britische Verteidigungsministerium und dessen Minister Ben Wallace genannt: "Ben Wallace, the Defence Secretary, suggests the vehicle-mounted incinerators will be used to hide evidence of battlefield casualties" ("...vermutet, dass sie benutzt werden würden, um Beweise für Opfer auf dem Schlachtfeld zu verbergen"). Ob es nun konkret um Leichen russischer oder ukrainischer Soldaten oder aber ukrainischer Zivilisten gehen soll, wird nicht so recht klar. Immerhin wird im Telegraph (und im Stern) ein Videoclip, der ein solches mobiles Krematorium zeigen soll, eingestellt. Erstaunlicherweise sogar mit der "offiziellen" Typenbezeichnung in kyrillischer Schrift am Anfang des Videos. Dass die Meldung schon Ende April *k fast überall von den Kanälen verschwindet, hat vermutlich mit einer Sendung des russenfreundlicher Propaganda unverdächtigen französischen Staatssenders "FRANCE24" zu tun: https://www.youtube.com/watch?v=iQPxExM-FnU Das "fact checking" der französischen Journalisten ergab also, dass das Video schlicht das Werbevideo des russischen Herstellers der Gerätschaft *11 ist, und zwar aus dem Jahre 2013 ! Auch fanden sie keinerlei überprüfbare Hinweise, dass solche Krematorien tatsächlich von Russland in den umkämpften Gebieten eingesetzt würden. Was unser KaLeu da so elegant in einen Nebensatz eingeflochten hatte, ist also mit höchster Wahrscheinlichkeit schlicht eine erfundene Propaganda-Geschichte aus dem "Ukraine Media Center".
8. Etwas schade, dass der so sympathische KaLeu sein Publikum also letztlich mit Halbwahrheiten ("Kriegsbeginn 2022"); mit Zahlen, an die er selbst nicht glaubt (Prozent vom BIP); und vermutlich mehr als einem Propagandamärchen abspeist. Ebenso schade, dass der zivile Gegenpart da kaum wirklich "gegenhalten" konnte, sondern vermutlich selber die "offizielle" Darstellung des Konfliktes ziemlich weitgehend verinnerlicht hat. Als "Diplom-Pazifist" *12 will ich aber den Diskutanten trotzdem alles Gute wünschen. Dem "Zivilisten" wünsche ich, dass er, aber vor allem seine Kinder und Enkel, auch weiterhin Zivilisten bleiben können - und dass er sich von der grünen Partei zu distanzieren lernt *13. Dem KaLeu wünsche ich, sollte er irgendwann wieder einmal ein Kommando auf See bekommen, allzeit gute und vor allem friedliche Fahrt, und ungetrübte Freude am Leben mit seiner Familie. Aber allen irgendwie mit Jugenderziehung befassten Personen (wie z.B. Schulleitern) kann ich nur empfehlen, nie irgendwelche Jugendoffiziere einzuladen, mögen sie auch noch so sympathisch wirken wie jener KaLeu. Wollen jene Militärs ihrem Beruf (oder ihrer Berufung?) treu bleiben, können sie eigentlich nichts anderes tun als ein letztlich anti-humanes Narrativ vortragen. (22.Juli 2025, ergänz 02.August 2025)
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*1 Die am 16.Juli 2025 abgehaltene Veranstaltung war öffentlich, entsprechend sind die Namen auch nicht "geheim": Es trafen aufeinander Heiko von Ditfurth von der Bundeswehr und Dr. Stefan Walther von der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum, Moderiert wurde die Diskussion von Jan Ludwig aus dem SWR Studio Freiburg. *2 BIP = Bruttoinlandsprodukt, im letzten Jahrtausend eher "Bruttosozialprodukt" genannt. *3 Vermutlich werden die wenigsten Zuhörer gewusst haben, dass der Winterkrieg von 1939-1940 zwischen der UdSSR und Finnland eine Nebenhandlung des zweiten Weltkriegs war. Noch weniger werden wissen, dass dem Krieg territoriale Forderungen der UdSSR an Finnland vorausgingen, die abgelehnt wurden. Im folgenden Krieg stiess die "Rote Armee" auf unerwartet heftigen Widerstand, erlitt auch teilweise heftige Verluste. Dies brachte den Finnen einen gewissen Ruhm als erfolgreiche Verteidiger ein, änderte aber nichts daran, dass der Krieg schliesslich doch mit Abtretung fast aller ursprünglich eingeforderten Territorien endete. *4 Zu Butscha hat die ukrainische Seite bis heute keine Liste mit Opfernamen vorweisen können oder wollen, obwohl das Gebiet schon lange keine Kampfzone ist und die Getöteten doch vermutlich allesamt registrierte ukrainische Staatsbürger waren. *5 Oder den westlichen Geheimdiensten, die - wie man es bei z.B. der Washington Post klar erkennen kann - regelmässig passende "Erkenntnisse" an diese Medien durchstechen. *6 Je nach Rüstungspropagandist liegt dieses Schicksalsdatum dann doch eher bei 2035. *7 "Bedingt abwehrbereit" war der SPIEGEL-Artikel betitelt, die damals den forschen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauss zu allerhand halb- oder illegalen Anstrengungen veranlasste, um der "Landesverräter" habhaft zu werden. *8 Womit der KaLeu schon der zweite Jugendoffizier ist, der mir dies bestätigen musste. *9 Angesichts des wirtschaftspolitischen Kurses der alten und neuen Bundesregierung könnte man den Verdacht schöpfen, dass genau dies die Absicht sein könnte. *10 Mit dem Kauf eines einzigen Flugzeugträgers für ca. 11 Mrd. US-$ (entsprechend etwa 2,7% vom BIP!!!) hätte Dänemark schon fast die NATO-Wunschmarke erreicht. *11 Welche legitimen Gründe es in Russland, dem grössten Flächenstaat der Erde, geben könnte, solche Geräte zu bauen und möglicherweise ganz zivil einzusetzen, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. *12 Leute, die wie ich erfolgreich die damalige behördliche Gesinnungsprüfung überstanden und als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurden, nenne ich gelegentlich scherzhaft "Diplom-Pazifisten". *13 Ob er noch Mitglied der Partei "Die Grünen" ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Gefunden habe ich allerdings diesen Link: https://gruene-ortenau.de/wahl2014-portrait-dr-med-stefan-walther/ *k Folgende Korrekturen habe ich am 02.08.2025 vorgenommen: - zu Absatz 3: Der russische Angriff fand nicht, wie ich ursprünglich geschrieben hatte, am 22.Februar, sondern am 24. Februar 2022 statt. Das falsche Datum stammte aus meinen Aufzeichnungen vom Diskussionsabend, und es ist mir nicht mehr möglich zu bestimmen, ob ich mich da verhört hatte oder ob der "KaLeu" das falsche Datum wirklich benutzt hatte. - zu Absatz 7: Hier stand ursprünglich "...die Meldung schon Ende Februar...". Es ergibt sich allerdings schon aus dem Kontext, dass besagte Meldungen Ende April, NACH der französischen Recherche, von den Nachrichtenseiten verschwanden. |
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